Kultur der Erinnerung und der Solidarität

Gedanken zu einer gemeinsamen Erzählung in Europa
Von Céline Spieker, veröffentlicht auf I Epochi
Kurze Zusammenfassung:
Angesichts der Erfolge europafeindlicher Parteien ist ein positiver Bezug auf Europa als gemeinsames Projekt vordringlich. Ein gemeinsames europäisches Narrativ ist erst mit einer gemeinsamen historischen Identität und einer gemeinsamen Erinnerungskultur möglich. Diese gemeinsame Erinnerung gründet sich auf zweierlei: zum einen auf die Bezugnahme auf ein negatives Narrativ: Nie wieder Krieg und Faschismus, zum anderen auf das positive Narrativ – die solidarischen Kulturen in den europäischen
Arbeiterbewegungen vor dem 2. Weltkrieg und der Gegenwart. Allerdings ist Erinnerungskultur ein Kampfterrain in physischer und symbolisch-diskursiver Hinsicht. Die Strategien der AfD zum Angriff auf den demokratischen Konsens der Nachkriegszeit in Deutschland, dass Auschwitz nie wieder sei, sind exemplarisch für die Strategien im Kampf um die Diskursverschiebung nach rechts. Auch auf europäischer Ebene ist Erinnerungskultur umkämpft: eine gemeinsame Erinnerungskultur kann hier nicht monologisch sein, indem sie das Narrativ der hegemonialen Staaten priorisiert, sondern muss dialogisch oder polyphon sein. Denn die Wunden und Traumatisierungen der Opfer des 2. Weltkriegs und ihrer Nachfahren sind offen und schmerzhaft. Sie stellen berechtigte Forderungen an Deutschland für die Zahlung von Entschädigung und Reparationen. Gerade deshalb ist die Etablierung eines Bewusstseins über die Rechtmäßigkeit dieser Forderungen und die Verbrechen der Nazis in Griechenland so fundamental. Sie gelingt nur durch Kommunikation und Austausch, auch und gerade über persönliche biographische Erzählungen und persönliche Begegnungen, die auf der Basis von Städtekollaborationen im Rahmen von munizipalistischen Partnerschaften und Projekten initiiert und ausgebaut werden müssen.
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