Tödliche Polizeigewalt – Wegen 20 Euro

„Trauer ins Gesicht geschrieben: Gedenkzug am Montag abend in Athen“

Von Ina Sembdner, .jungewelt.de 7.12.2022:
„Kopfschuss: Junger Rom in Griechenland von Polizei niedergestreckt. Tat fällt zusammen mit Gedenken an Tod von Alexandros Grigoropoulos
Flammen, Barrikaden und Wut: Am 6. Dezember vor 14 Jahren entlud sich der Hass auf die Polizei in Athen und anderen griechischen Städten mit voller Wucht. Der 15jährige Alexandros Grigoropoulos war an diesem Tag von einem Beamten in dem anarchistischen Viertel Exarchia erschossen worden. Vor dem Jahrestag des Polizeimordes hat es nun erneut einen jungen Menschen getroffen. Am Montag wurde ein 16jähriger Rom in Thessaloniki von einem Polizisten in den Kopf geschossen. Nach einer langwierigen Operation zur Entfernung der Kugel liegt er in kritischem Zustand auf der Intensivstation. Sein Vergehen: Er soll ein Auto mit Benzin im Wert von 20 Euro betankt haben und dann weggefahren sein, ohne zu bezahlen. Dabei habe er nach Angaben des Beamten der Spezialeinheit DIAS, der daraufhin die Waffe gegen ihn richtete, ein Polizeimotorrad zu rammen versucht. Lokalen Medienberichten zufolge gab der 34jährige – der bis zum Abschluss der Ermittlungen zu seiner Tat suspendiert wurde – in seiner ersten Erklärung an, er habe das Feuer eröffnet, weil er sein Leben und das seiner Kollegen in Gefahr sah. Faktisch schoss er dem Jungen von hinten durchs Fenster und die Kopfstütze in den Kopf.“ weiterlesen

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Eine Antwort zu Tödliche Polizeigewalt – Wegen 20 Euro

  1. Koukoulofori schreibt:

    Es jährt sich zum 14. Mal der Jahrestag der Erschießung eines 15-jährigen in Athen. Vorgestern hat die Polizei in Thessaloniki einen 16-jährigen in den Kopf geschossen. Es brodelt.

    Der 6. Dezember ist seit 2008 ein Tag des Kampfes. Damals hatte in Exarchia der Polizist Korkoneas den 15-jährigen Alexis Grigoropoulos erschossen. Die Reaktion war ein landesweiter Aufstand mit internationaler Anteilnahme. Jedes Jahr werden seitdem am 6. Dezember hauptsächlich in Athen und Thessaloniki die Bullen angegriffen und große Demos ziehen durch etliche Städte.

    Die Vorzeichen des diesjährigen Jahrestages waren zahlreiche Provokationen und Terrorakte des griechischen Staates. Die faktische Abschaffung des Sonderstatus der Universitäten durch polizeiliche Belagerung, die Räumungen von und Angriffe auf Squats wie das Prosfygika, die Entlassung vom Todesschützen Korkoneas, Vergewaltigungen und Misshandlungen in Polizeistationen mit dem offensichtlichen Segen der Politik, die Belagerung von Exarchia sowie der Baubeginn der Metrostation etc.pp.

    Nun kam gestern am frühen Morgen ein Terrorakt gegen die Roma hinzu: ein 16-jähiger Junge, selbst wohl Vater eines 1-jährigen Kindes, hatte möglicherweise eine 20-Euro-Spritrechung an der Tankstelle nicht gezahlt und wurde dann von Bullen gehetzt. Am Ende hat er eine Kugel im Kopf.

    Zwar lebt er offiziellen Angaben zufolge noch am Abend des 6. Dezember, doch die Botschaft des Staates ist klar. Im Oktober letzten Jahres wurde in einer ähnlichen Situation ein junger Roma in der Athener Gegend von etlichen Kugeln niedergestreckt. Noch gestern rufen Roma öffentlich dazu auf, zu den Waffen zu greifen, und sich ab sofort selbst zu verteidigen.

    Die Ausschreitungen beginnen am Abend im Zenrum von Thessaloniki. Auch die Anarchist*innen beginnen dort etwa zeitgleich mit Angriffen und auch im Athener Stadtteil Exarchia kommen Molotov-Cocktails zum Einsatz.

    Am 6. Dezember gibt es schon im Tageslicht Zusammenstöße in mehreren Vororten von Thessaloniki, wo es Gemeinschaften von Romas gibt. Dort werden Barrikaden angezündet und es wird geschossen, jedoch offenbar noch nicht gezielt. Abends schließlich nehmen sich in mindestens 17 Städten in Griechenland größere Demonstrationszüge die Straßen. In Athen sind es mehrere Tausend, in Jannina wird das Polizeihauptquartier mit Molotov-Cocktails versucht anzuzünden, in Volos kommen ebenfalls Brandflaschen zum Einsatz. Thessaloniki hat am meisten Wut und Energie. Dort gehen 10.000 auf die Straße und viele beteiligen sich an gewaltsamen und vorbereiteten Zusammenstößen mit der Polizei, die sich zwischen vielen Brandherden aufsplitten muss. In Exarchia sind auch Molotovs vorbereitet.

    Der Abend ist noch jung, die Entwicklungen sind noch nicht überschaubar. Auch das Schicksal des 16-jährigen ist noch nicht besiegelt oder einfach noch nicht klar. Es wird jetzt gefragt sein, die Auseinandersetzungen ins Wochenende zu verlängern.

    Einige Videoslinks:

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