Auch der Spiegel macht Schäuble-Wahlkampf gegen Griechenland

Perfiderweise warf Wolfgang Schäuble am 1. Juni 2107 Alexis Tsipras vor, die griechischen Reeder nicht angemessen zu besteuern. Er überholt den Griechen von links: Er wirft ihm vor, durch die Umsetzung der Reformen die Ärmsten zu belasten (Quelle). Wenn es eine Person gibt, die den größten Anteil an der Dauererpressung der Regierung Tsipras hat, dann ist es Wolfgang Schäuble. Das EU-Establishment mit dem deutschen Finanzminister an der Spitze zwingt die Griech*innen, ein Verarmungs- und Entrechtungsgesetz nach dem anderen zu verabschieden. Am Schluss dem Erpressten noch vorzuwerfen, dass er sich unterworfen hat – zynischer als Wolfgang Schäuble geht es nicht.

Einen Tag vorher meldete die Rickmers Holding Reederei (114 Schiffe) Insolvenz an. Mit den deutschen Reedern geht es schon länger bergab. Die griechischen Reeder reagierten sofort mit einer Presseerklärung, in der sie Schäuble vorrechneten, dass deutsche Reeder wesentlich geringer besteuert werden als griechische. Außerdem werfen sie ihm vor, Wahlkampf auf Kosten Griechenlands zu betreiben. (Quelle)

Der Spiegel schreibt im Subtitel eines Beitrages vom 2. Juni 2107 „Nach SPIEGEL-Informationen könnte die Hilfe bis zu 123 Milliarden Euro kosten.“  Woher stammen diese „SPIEGEL-Informationen“? Aus dem Ministerium von Wolfgang Schäuble.

Viele Menschen wissen, dass nicht Griechenland, sondern die europäischen Großbanken durch die „Rettungspakete“ gerettet wurden. Andere glauben aber, sie hätten mit ihren Steuergeldern Griechenland massiv unterstützt. Finanzminister Schäuble füttert diese „alternative Tatsache“. Seit Anfang des Jahres behauptet er, Deutschland würde hundert Milliarden Euro verlieren, wenn Griechenland nicht weiter gezwungen werden würde, noch viele Jahre seinen Haushalt jedes Jahr massiv zu kürzen. In Wirklichkeit profitierte Deutschland von Anfang an von der Eurokrise: durch einige hundert Millionen Euro Zinsen, die Griechenland an Deutschland gezahlt hat; durch mehr als hundert Milliarden Euro durch die extrem niedrigen Zinsen, die Deutschland für seine Staatsanleihen zahlen muss; durch viele hundert Milliarden Euro, weil die Eurokrise den Eurokurs niedrig hält, deutsche Waren deshalb billiger sind.

Dass Deutschland an der sogenannten „Griechenlandrettung“ verdient und Griechenland ausgebeutet wird, haben eine Reihe von Studien bewiesen, zuletzt die Veröffentlichung von Egbert Scheunemann. Es ist traurig, dass auch der Spiegel sich vor Schäubles Wahlkampfkarren spannen lässt.

 

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5 Antworten zu Auch der Spiegel macht Schäuble-Wahlkampf gegen Griechenland

  1. bluecrystal7 schreibt:

    Herr Schäuble ist wirklich das größte Hindernis für ein soziales und solidarisches Europa! Weil er jede Aussicht auf Fortschritt blockiert! 😞😖

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    • kokkinos vrachos schreibt:

      Es geht auch nicht darum die EU zu reformieren, sondern für eine demokratische und solidarische Gesellschaftsordnung müssen wir den Kapitalismus revolutionär überwinden.
      Kollektive und selbstbestimmte Strukturen aufbauen.

      vg, kv

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  2. bluecrystal7 schreibt:

    Hat dies auf meinesichtweise rebloggt und kommentierte:
    Herr Schäuble ist wirklich das größte Hindernis für ein soziales und solidarisches Europa! Weil er jegliche Aussicht auf Fortschritt blockiert! 😞😖

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  3. kokkinos vrachos schreibt:

    Kalimera, am 4.6. ist im Griechenlandblog ein guter Hintergrund-Artikel über die Reeder in Deutschland und Griechenland erschienen: Griechenlands Reeder attackieren Schäuble Griechenlands Reeder agwöhnen, Wolfgang Schäuble wünsche Griechenlands Schifffahrt nicht auf einem Wachstumskurs zu sehen.

    vg, kv

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  4. Platoni Kuss schreibt:

    Herr Schäuble ist aus dem Bodensatz, aus dem die Bundesrepublik damals der ehemaligen DDR „half“ (nach der sogenannten „Wiedervereinigung“). Pikantes Detail der Treuhand, sie verließ sich auf Gesetze, die einst zur Enteignung deportierter Juden geschaffen wurden. Wenn man jetzt neben den Reedereien auch noch die Werften zum Thema machen würde, schrieben wir hier ein ganz dunkles Kapitel! Nur eines hat sich über all die Jahrzehnte konstant gehalten (das ist das wirklich Erstaunliche!), statt Rechenschaft über den eigenen Bankrott abzulegen, wirkt es offenbar immer noch, auf andere zu zeigen — mit dem Ziel, den eigenen maroden Betrieb auf Kosten dieser anderen zu sanieren.

    Die Frage ist nur, ist das Wirtschaften oder gab es dafür nicht früher mal ein anderes Wort?

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