Kugeln gegen Recherchen

Ähnliche Fälle? Ermordete Journalisten: Caruana Galicia (Malta), Kuciak (Slowakei) und Karaivas (rechts)

Vor zwei Jahren ermordeten Auftragskiller den prominenten Journalisten Yorgos Karaivaz auf offener Straße.
Er hatte über die Verbingungen der griechischen Mafia mit Polizeikreisen recherchiert.
Obwohl der Fall sofort große internationale Aufmerksamkeit erregte und Mitsotakis persönlich versprach, der Mord werde mit Priorität bearbeitet werden, passierte bis heute nichts.
Zahlreiche Journalistenorganisationen und führende Presseorgane in vielen Ländern wiesen sehr schnell auf die Bedeutung für den Journalismus in Griechenland hin. Eine ganze Reihe von Mitgliedern des Europäischen Parlaments sprachen den Mord immer wieder an (1). Viele Journalisten in Griechenland fühlen sich seither bedroht.
Thodoris Chondrogiannos, Nikolas Leontopoulos und Christoforos Kasdaglis beschreiben in ihrem Artikel „Die drei Begräbnisse von Yorgos Karaivaz“, der am 9. April 2023 auf der Netzseite von Reporters United veröffentlicht wurde (1), drei Gründe für das große Misstrauen bezüglich des Willens der griechischen Regierung, die Mörder zufinden.

  1. Es wurde kein Kopfgeld ausgesetzt, obwohl das in sehr vielen Fällen in Griechenland getan wird und die Behörden mehrfach dazu aufgefordert wurden – u.a. von der Witwe von Yorgos Karaivaz.
    Seltsamerweise wurde bei keinem der 26 Morde, an denen in den letzten Jahren das organisierte Verbrechen und die griechische Mafia beteiligt waren, Kopfgeld ausgesetzt.
  2. Die griechischen Behörden haben bisher nicht um die Unterstützung von Europol gebeten, obwohl sie auch dazu vielfach aufgefordert wurden. Nach seinem jüngsten Besuch in Athen im vergangenen März forderte der Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) des Europäischen Parlaments Griechenland auf, Europol um Unterstützung in diesem Fall zu bitten. Ermittler aus dem Ausland sind weniger durch Druck aus griechischen Behörden und der Polizei beeinflussbar als griechische Ermittler. In den vergleichbaren Fällen von Morden an Journalisten in der Slowakei und auf Malta hatte Europol wichtige Unterstützung bei der Aufklärung leisten können.
  3. In der Erklärung von Reporter ohne Grenzen zum zweiten Jahrestag der Ermordung von Karaivaz wird auf einen weiteren problematischen Punkt im Umgang der Behörden mit dem Fall hingewiesen: der völlige Mangel an Transparenz.
    „Die von der Europäischen Kommission im September 2021 verabschiedete Empfehlung zur Sicherheit von Journalisten fordert Transparenz bei der Untersuchung und Verfolgung von Straftaten gegen Journalisten.“(2)
    Transparenz? Fehlanzeige!
    Bis heute haben die griechischen Behörden gar nichts über ihre Ermittlungen öffentlich gemacht.

    Die Journalisten, die diesen Artikel bei Reporters United schrieben, befragten die Strafverfolgungsbehörde und das zuständige Ministerium nach allen diesen Tatsachen. Es gab keine Antwort.

Anmerkungen

(1) „Die drei Begräbnisse von Yorgos Karaivaz“, 9. April 2023 Reporters United

(2) So auch in der EU-Parlaments-Debatte zum Thema „Erosion der Rechtsstaatlichkeit in Griechenland, den Abhörskandal und die Pressefreiheit“ am 15.2.2023 (Der „Weg Polens und Ungarns“ – EU Parlamentarier gegen Regierung Mitsotakis)

(2) „Die drei Begräbnisse von Yorgos Karaivaz“, 9. April 2023 Reporters United

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