
NDR Weltspiegel Reportage, Samstag, 29. Mai 2021, 28 Min.
„In Griechenland sind während des Lockdowns und teils im Verborgenen Pläne für gigantische Windparks entwickelt oder umgesetzt worden. Mit der Folge, dass europäische Naturschutzgebiete und Kulturdenkmäler zerstört werden.
Energiewende um jeden Preis
Griechenland will bis 2030 die Energiewende weg von der Kohleverstromung hin zu erneuerbaren Energien schaffen. Doch was die Regulierungsbehörde an Anlagen genehmigt hat, übersteigt die dafür benötigten Ziele um mehr als 100 Prozent. Es geht also auch um das Geschäft mit der sogenannten grünen Energie: um den Profit beim Bau der Infrastruktur und Windräder sowie um den Export von grünem Strom.
Umweltbehörden schlagen Alarm
Fast alle Inseln der Ägäis kommen für die industriellen Großprojekte infrage, auch Natura 2000-Gebiete, also von der EU als besonders schützenswert eingestufte Landschaften. Die griechische Umweltbehörde hat schon lange Alarm geschlagen, wurde aber übergangen. Jetzt gibt es immer mehr Unterstützer für die Inseln und ihre Bewohner in Europa. Europa Nostra hat fünf der Kykladeninseln in die Rubrik der „sieben gefährdetsten Orte“ eingestuft, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Sind die Inseln Griechenlands noch zu retten?“
Autor/in
Anja Miller
Redaktion
Christine Hasper
Redaktionsleiter/in
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Produktionsleiter/in
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Moin, ohne Umweltverträglichkeitsstudien, ohne Artenschutz und ohne Rücksicht auf die Bewohner sollen im gesamten Land Windparks entstehen.
Die Regierung will weitere 5.514 Windräder in Naturschutzgebieten (»Natura 2000«-Gebieten) genehmigen und finanziell fördern.
Um bestimmte wirtschaftliche Interessen zu bedienen, mehr Investitionen ins Land kommen („Wachstum“ heißt das Zauberwort), wurde in mitten der Ausgangsbeschränkungen der Corona-Pandemie ein neues Umweltgesetz durch gepeitscht.
Am 5. Mai 2020 verabschiedete das griechische Parlament eine Gesetzesnovelle unter dem Titel „Modernisierung der Umweltgesetzgebung“. Dafür stimmten geschlossen die 158 Abgeordneten der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia unter Premierminister Kyriakos Mitsotakis.
Etwa 170 Umweltschutzorganisationen, Institutionen und die gesamte Opposition stellten sich gegen dieses Gesetz. Die Gesetzesnovelle ebnet den Weg, damit in Naturschutzgebieten Windparks, Hotelanlagen gebaut sowie nach Erdgas gebohrt und Steinbrüche errichtet werden könnten.
Alle Teile für die Windräder werden im Ausland gefertigt, in Deutschland oder Spanien etwa, eine griechische Industrie für den Bau der riesigen Windkrafträder gibt es bisher nicht. Statt den Ausbau der Windparks auf die Bedürfnisse der Inseln zu beschränken würden Gebirge zum Billigpreis in Produktionsstätten für Exportenergie und Kapitalgewinn umgewidmet. Die Inseln werden Teil eines gigantischen Netzes, der fast vollständig privatisierten Energieversorgung.
Kritiker argumentieren, dass es umweltverträglicher und auch ökonomisch günstiger wäre, erst die bestehenden Parks zu modernisieren und neue Anlagen nur außerhalb von Schutzgebieten zu errichten.
Europa Nostra: Windkraftanlagen gefährden Charakter von Ägäis-Inseln
„Fünf griechische Inseln – Amorgos, Kimolos, Kythira, Sikinos und Tinos – zählen zu den „Sieben am stärksten gefährdeten Kulturerbestätten Europas“ für 2021. Eine entsprechende Liste gab vor kurzem der Denkmalschutz-Verbund „Europa Nostra“ bekannt. Die Organisation identifiziert jährlich gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank die am stärksten bedrohten Denkmäler, Stätten und Landschaften in Europa.“
https://www.griechenland.net/nachrichten/chronik/29064-europa-nostra-windkraftanlagen-gef%C3%A4hrden-charakter-von-%C3%A4g%C3%A4is-inseln
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