
Die neue Affäre „Fourthiotis Gate“ wirft ein Schlaglicht darauf, wie Oligarchen, Regierung und Medien sich gegenseitig korrumpieren. Varoufakis hat in seinem Buch „Die ganze Geschichte“ das „sündige Dreieck“ analysiert – gemeint ist das Zusammenspiel von Medien, Banken und Regierung. Banken finanzieren die Mainstreammedien, die gar nicht profitabel sind, sondern in erster Linie dem Machterhalt der Oligarchen und der Regierung dienen. Banken sind im „Fourthiotis Gate“ noch nicht aufgetreten, aber wer weiß, was noch kommt…die Affäre ist noch nicht am Ende.
Von Wassilis Aswestopoulos, cashkurs.com, 6.4.2021:
„Kurioses aus Griechenland: Neue Politaffäre um Staatsgelder und die Rolle der Polizei
In Griechenland steht eine neue Affäre auf der politischen Tagesordnung. Sie wird Fourthiotis Gate genannt. Der für Deutsche fast unaussprechbare Name Fourthiotis gehört einem Verleger, TV-Intendanten und ehemaligen Manager einer zur Porno-Schauspielerin gewordenen, früheren Schönheitskönigin. Es geht nicht nur um das liebe Geld, sondern auch um die Frage, wem in Griechenland Staatsschutz zuteil wird…
Ein Interview, das keins sein darf
Der Namensgeber der Affäre wehrt sich nach Kräften gegen die Vorwürfe. Tatsächlich scheint bei näherer Betrachtung der Vorgänge die Frage, wer ihn warum schützt und fördert, wichtiger als die Person, die vordergründig im Mittelpunkt steht.
Der Fall wurde spätestens am katholischen Osterwochenende zum Politikum, als die Zeitung Documento ein Interview mit dem früheren Arbeitsminister Giannis Vroutsis abdruckte. Allein dies, die Tatsache, dass der überzeugte Konservative Vroutsis mit der Zeitung, die sich durch ihre einschlägigen Artikel eindeutig den Titel der führenden Pro-SYRIZA Boulevardzeitung verdient hat, spricht, sorgt für Aufsehen. Der Herausgeber und Chefredakteur von Documento, der Journalist Kostas Vaxevanis, ist nicht nur für die Politiker der Nea Dimokratia, sondern auch für deren gesamte Anhängerschaft ein rotes Tuch.
Genau genommen darf das Interview nach Ansicht von Regierungssprecherin Aristea Peloni nicht als Interview bezeichnet werden. Die Regierungssprecherin meinte, es handele sich lediglich um ein Telefongespräch, welches von Seiten des Journalisten von Documento mit dem früheren Minister geführt wurde.
Polizeischutz, der dementiert, dann aber als real existent wieder eingestellt wird
Auf die Vorwürfe, aber auch die Merkwürdigkeiten, welche der Minister in seinem Telefongespräch seinen politischen Erzfeinden redselig mitteilte, ging die Regierung bislang noch nicht ein. Spätestens am Freitag muss die Regierung jedoch erste Antworten liefern. Giorgos Kaminis von der sozialdemokratischen Partei KinAl hat eine parlamentarische Anfrage mit dem Betreff „Vollständige Intransparenz in Bezug auf die Bewachung und Begleitung gefährdeter Ziele“ gestellt. Bürgerschutzminister Michalis Chrysochoidis wird am Freitag antworten müssen. Kaminis Trumpf im Ärmel ist, dass er den Minister nun mindestens zweifach beim Lügen erwischt hat.“ weiterlesen