Die Bahn: Mitsotakis-rousfeti auf höchstem Niveau

Kyriakos Mitsotakis im Tempital, 1. März 2023

„… die griechische Eisenbahn als Sinnbild des rousfeti-Staats…
Seit Jahrzehnten war die Bahn ein klassisches öffentliches „Versorgungsunternehmen“ im doppelten Sinne: Als Dienstleister sorgte es für den Transport von Personen und Gütern, als Arbeitgeber versorgte es die Klientel der jeweils herrschenden Regierung mit gut bezahlten, sicheren und häufig bequemen Posten – auf Kosten der Kundinnen und der Steuerzahler.“

Von Niels Kadritzke, Blog Le Monde diplomatique 16. Mai 2023:
„Bei dem Zugunglück vom 28. Februar 2023 in der Nähe von Larissa kamen 57 Menschen ums Leben. Die größte Katastrophe in der Geschichte des griechischen Eisenbahnwesens hat das Land erschüttert und über Wochen auch die politischen Auseinandersetzungen dominiert. Eine Zeit lang sah es so aus, als würde die Wut der Bevölkerung über ein System, das die Sicherheit des Zugverkehrs auf kriminelle Weise vernachlässigt, die Aussichten der ND-Regierung auf einen erneuten Sieg bei den anstehenden Parlamentswahlen beeinträchtigen. Auch deshalb hat Regierungschef Mitsotakis die Wahlen auf den 21. Mai verschoben. Doch inzwischen hat die ND die Stimmenverluste von rund 3 Prozent, die ihr in den ersten Umfragen nach dem Unglück bescheinigt wurden, längst wieder ausgeglichen. Die oppositionelle Syriza wiederum konnte keine Stimmen dazu gewinnen und hat keine Chancen, am 21. Mai zur stärksten Partei zu werden. Das liegt auch daran, dass ihr Versuch gescheitert ist, die Regierung Mitsotakis allein für die Tempi-Katastrophe verantwortlich zu machen. Damit hat sie das Gespür für die Stimmung in der Gesellschaft verloren, die das Versagen „des Systems“ der gesamten politischen Klasse anrechnet. Vor allem die junge Generation lässt sich längst nicht mehr mit dem Hinweis auf „menschliches Versagen“ abspeisen.
„Das Unglück von Tempi ist für mich nichts anderes als der Beleg für die kranken Seiten und die Unfähigkeit des griechischen Gemeimwesens in den letzten 23 Jahren. Für dieses Unglück gibt es eine kollektive Verantwortung, und zwar nicht nur der politischen Klasse … Junge Menschen mussten die Pathologien des Staates – und von uns allen – mit ihrem Leben bezahlen. Deshalb ist jetzt für alle der Moment gekommen, uns selbstkritisch zu befragen.“ Sotiris Tsafoulias, Theater- und Filmemacher
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