
In diesem Artikel sind Aktionen in sechs afrikanischen und 26 europäischen Orte dokumentiert.
rednblack.gr, 8.2.2022: „Am 5. und 6. Februar demonstrierten Organisationen und Einzelpersonen in Europa und Afrika gegen die mittlerweile gängige kriminelle Praxis der Massenrückführungen in der Ägäis und auf dem Evros sowie im Mittelmeer und im Ärmelkanal.
Anlass war der Gedenk-Aktionstag für die Opfer der Grenze, denn Rückführungen sind kein griechisches Patent. In vielen Ländern, aber auch in europäischen Städten, demonstrierten Einheimische und Flüchtlinge ihren Widerstand gegen die Todespolitik der Regierungen und der Europäischen Union.
In Afrika, von Marokko bis Senegal und Nigeria, den Ländern, aus denen Tausende von vermissten und ermordeten Geflüchteten stammen, gab es Demonstrationen, symbolische Aktionen, Vorführungen und Debatten für ein Ende der Todespolitik an den Grenzen.
In Marokko fand am Strand von Tarajal, wo das Ereignis stattfand, das den Weltgedenktag auslöste, nach dem Tod von 15 Menschen, die am 6. Februar 2014 versuchten, von Marokko nach Ceuta (spanisches Hoheitsgebiet) zu gelangen, ein Massenmarsch für Würde statt, mit Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und einem Ende der Gewalt an den Grenzen.
In Tunesien wurde die Aktion von den Müttern und Schwestern der im Mittelmeer Verschwundenen unter den Slogans „Stoppt die Grenzen“ und „Freizügigkeit für alle“ organisiert.

Auf der Insel Gorée im Atlantik (Senegal) wurde im Gedenken an die Vermissten im Mittelmeer und in der Wüste mit dem Slogan „Auswandern, um zu leben, nicht um zu sterben“ demonstriert.


In Nigeria fanden eine Reihe von Aktionen statt, darunter der Besuch eines Friedhofs, auf dem Flüchtlinge begraben sind, die bei dem Versuch, die nordafrikanische Küste zu erreichen, ums Leben gekommen sind. Die Forderung der Protestierenden: Bewegungsfreiheit.

In Kamerun wurde die Versammlung von den Familien der Opfer des Tarajal-Strandes organisiert.

Gambia: „Schiffe für alle – Wir ehren unsere Freunde, die im Mittelmeer ihr Leben verloren haben.“

In vielen europäischen Städten, von Malta bis zu den Niederlanden, Deutschland, Frankreich, und Italien, haben Einheimische und Flüchtlinge gegen den Tod an der Grenze demonstriert.
In Calais demonstrierten sie unter dem Motto „Wir sind Menschen, keine Nummern“ für die 347 Menschen, die seit 1999 an der französisch-britischen Grenze ihr Leben verloren haben.

In Paris wurden Zeugenaussagen verlesen und die Namen der Toten an der französisch-englischen Grenze aufgezählt.

In Straßburg, bei einer Protestkundgebung gegen die Festung Europa, wurde eine riesige Schriftrolle mit den Namen der Opfer der EU-Flüchtlingspolitik gezeigt und für eine gastfreundliche Stadt, für Freizügigkeit und Niederlassungsfreiheit demonstriert.

In Toulouse wurde eine Karte Nordafrikas und Frankreichs zum Gedenken an die Toten im Mittelmeer und in der Wüste gezeichnet.

Marseille: Kundgebung unter dem Motto „Grenzen töten. Wir vergessen nicht, wir verzeihen nicht.“

Madrid: „6. Februar Tarajal: Wir vergessen nicht. Grenzen töten.“

Bilbao: „Weil Einwanderung ein Recht ist. Legale Wege, sicheres Leben! TARAJAL, WIR VERGESSSEN ES NICHT!“

Rom: Rote antirassistische Hände in Solidarität mit Migranten

Mailand: Stoppt das Sterben auf See – Marsch für die jungen Verschwundenen


Bergamo: Die Welt entwaffnen

Palermo: Welttag gegen das Todesregime an unseren Grenzen. Wir fordern Gerechtigkeit und Entschädigung für die Opfer der Migration und ihre Familien!

Messina: Todesfälle auf See: Es sind keine Zahlen, es sind Menschenleben!

Malta: Menschen – keine Zahlen!

Niederlande: die lange Liste der an den Grenzen verlorenen Personen mit ihren vollständigen Namen

Bremen: Schweigen zum Gedenken an die Menschen, die auf See gestorben sind. Für ihre Angehörigen, die sie immer vermissen werden, für die Menschen, die ihre Reise antreten und ankommen werden!

Berlin: Kundgebung zum Gedenken an die Toten der Grenzen mit ca. 60 Teilnehmenden, organisiert von sea-eye und med alarmphone (ohne Foto).
Wien: vor dem Gebäude der Europäischen Union in Wien: „Grenzen töten!“

In der Türkei, an einem Strand gegenüber von Chios und Lesbos, fand eine Gedenkaktion für diejenigen statt, die bei dem Versuch, vor Krieg und Armut zu fliehen, ums Leben kamen und gezwungen waren, noch gefährlichere Routen nach Italien zu nehmen, um den kriminellen Praktiken der griechischen Küstenwache zu entgehen.

Proteste auch in Griechenland
Von Ioannina bis Chios, Lesbos und Samos, von Thessaloniki bis Chania und natürlich in Athen demonstrierten sie ihren Widerstand gegen das Verbrechen, das im Namen der „Sicherheit“ der Gesellschaft und der europäischen „Werte“ begangen wird.
Die Ägäis hat sich in einen riesigen Friedhof verwandelt. Die anfänglichen Ausflüchte der Regierung und die Versuche, Grenzverbrechen zu vertuschen (Zurückweisungen zu Lande und zu Wasser), sind inzwischen durch Auszeichnungen ersetzt worden (kürzlich verlieh Mitarakis dem Exekutivdirektor von Frontex, Fabris Leggeri, eine der Auszeichnungen, die er erfunden hat, um sich aus seinen Verpflichtungen zu befreien) und durch Ehrenlieder auf einen wirksamen Grenzschutz und die Verringerung des Zustroms zu den Inseln gewichen. Die Leichen, die anderthalb Monate nach den Schiffsunglücken auf den Kykladen ans Tageslicht kommen, die eingehenden Untersuchungen, die den unerklärten Krieg an den „europäischen“ Grenzen offenbaren, schrecken sie nicht ab.
In Ioannina wurde am 4.2. von den Kollektiven Free Trade Union of Ioannina und ΟΔΥΣΣΕΒΑΧ ein Protest gegen die griechisch-europäische Grenzpolitik organisiert. Es wurde ein Video über die illegale Praxis der Abschiebungen gezeigt, Texte beider Kollektive wurden vorgelesen und verteilt, und es wurden Transparente gegen Abschiebungen und Internierungslager für Flüchtlinge und Migranten aufgehängt. Außerdem wurden drei Papierbanner mit einer langen Liste von Opfern angebracht.

Bei einer Intervention in Karlovassi auf Samos wurden am Freitag, den 4.2. Texte mit dem Slogan „Regierung und EU sind Mörder – Stoppt die Pushbacks!“ verteilt (ohne Foto).
In Chania fand nach einer Kundgebung auf dem Platz 1866 und einem Marsch eine symbolische Blockade des Hafens von Chania mit einer Liste der Namen von Tausenden von Opfern der rassistischen transnationalen Politik statt.

In Chios gab es eine Intervention auf der Haupteinkaufssstraße in der Stadt Chios, die sich gegen die unmenschliche Praxis der Küstenwache richtete, Menschen zurückzuweisen, die versuchen, das Ägäische Meer zu überqueren, um Krieg und Armut zu entkommen.

In Thessaloniki fanden eine Kundgebung und ein Demonstration statt, bei denen Slogans gegen illegale und gewaltsame Abschiebungen in der Ägäis und am Evros, in den libyschen Gewässern und an den Grenzen des Balkans, gegen die Festung Europa und das „Gefängnis Griechenland“ dominierten.

In Athen begann die Demo auf dem Omoniaplatz, und endete vor dem Parlament, wo ein Ende der illegalen Rückführungen, der Gewalt an den Grenzen und der Entmenschlichung der Migranten gefordert wurde wurde.

In Larissa fand eine Intervention gegen die Gewalt an der Grenze auf dem zentralen Platz der Stadt statt.

Auch auf dem Sapphous-Platz auf Lesbos wurde mit Slogans und Transparenten gegen die Barbarei der Rückführungen in der Ägäis und am Evros mobilisiert.

Der Krieg der Reichen gegen die Armen an den Grenzen Europas zählt bereits Tausende von Toten und Vermissten. Wenn wir solche Praktiken für „Außenstehende“ tolerieren, wenn wir uns an Gewalt und Tod für „andere“ gewöhnen, verlieren wir unsere eigene Würde. Die europäischen Gesellschaften reagieren darauf und fordern ein Ende dieser Politik, die die Meere in nasse Gräber verwandelt hat.“