
Plakativ ist diese Aussage sicherlich, aber nicht unbegründet. Nachdem ich heute Morgen im Deutschlandfunk eine Sendung über feudalistische Eigentumsverhältnisse in der Landwirschaft in Mecklenburg-Vorpommern seit der Krise 2008 hörte, bin ich der Meinung, dieser Artikel von Varoufakis sollte gelesen werden. Er macht einen Rundumschlag, weil es ein Interview ist, in dem er nach vielem gefragt wird.
Interview von Marta Moneva mit Yanis Varoufakis, Neues Deutschland, 04.01.2022:
„»Wir befinden uns in einer Postdemokratie«
Der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis skizziert eine gesellschaftliche Dystopie, gegen die er sich auflehnt
Der neue deutsche Finanzminister Christian Lindner hat erklärt, dass die griechische Sparpolitik in der Eurokrise als Modell für Deutschland dienen könnte. Was halten Sie davon?
Er hat recht, aber ich habe eine besondere Theorie über die Austerität in Griechenland und Deutschland – das erste Land, in dem Austerität praktiziert wurde, war nicht Griechenland, sondern Deutschland unter dem Kanzler Gerhard Schröder. Als die Krise ausbrach, war es zunehmend der damalige Finanzminister Peer Steinbrück, der die Schuldenbremse und massive Austerität einführte. Dann, ein Jahr später, 2010, ging Griechenland pleite, und die Austerität wurde von Deutschland nach Griechenland exportiert. Was in Deutschland begann und über Griechenland die Runde in Europa machte, kommt nun nach Deutschland zurück.
Und Lindner verfolgt eine ähnliche Politik wie Wolfgang Schäuble (von 2009-2018 Bundesfinanzminister Anm. d. Red.), der als Libertärer einfach nur die Märkte befreien und in Deutschland Thatcher’sche Austerität betreiben wollte. Er wollte den Grexit, er wollte sogar Italien rauswerfen und den ursprünglichen Plan der Bundesbank umsetzen, der eine gemeinsame Währung für die Überschussländer Deutschland, Österreich, Holland, Belgien, vielleicht Polen, die Slowakei und die Tschechische Republik vorsah.“ weiterlesen