Seit Wochen geilen sich fast alle griechischen Medien endlos an einem Mord an einer 20-jährigen Frau auf – und ein Ende ist noch nicht in Sicht. In erster Linie werden Stereotype bedient – rassistische Voruteile und misogyne Frauenbilder. Siehe dazu den Beitrag von eurotopics.net (unter dem youtube-Video)
eurotopics.net, 24.06.2021:
>Griechenland: Ein vertuschter Femizid und die Folgen
In Griechenland hat ein 36-jähriger Georgier Klage eingereicht, weil er vier Tage lang von der griechischen Polizei gefoltert worden sei, um ihn zu einem Geständnis im Fall Caroline Crouch zu zwingen. Ihr Ehemann, der inzwischen gestand, seine Frau getötet zu haben, hatte die Ermittler zuvor wochenlang mit der Geschichte eines bewaffneten Einbruchs von Ausländern getäuscht. Kommentatoren sind entsetzt über das Ausmaß von Rassismus und Frauenverachtung, das der Fall offenbart.
Kathimerini-Kolumnist Pantelis Boukalas kritisiert die Stereotype, denen Gesellschaft und Behörden unterliegen:
„Das ‚gebrochene Griechisch‘, das ‚die Mörder und Räuber sprachen‘, so das Märchen, das der [angeklagte] Pilot Charalambos Anagnostopoulos geschrieben, inszeniert und vor der Kamera gespielt hat, war die ‚Erklärung‘, die die allermeisten von uns hören wollten. Um uns zu beruhigen. Um weiterhin stolz zu schlafen. Für den Piloten war es nicht schwer, zu wissen, welche Szenarien populär sind, was Medien und Strafverfolgungsbehörden bewegt. … Er hat sich sicherlich selbst gratuliert, als er erfuhr, dass die Polizei 300.000 Euro Belohnung ausgesetzt hatte, um Phantome zu finden, die ‚gebrochenes Griechisch‘ sprechen.“ (23.6.2021)
Maria Kefala: Völlig falscher Tonfall (Onlinemagazin 20/20, 22.6.2021)
Das Onlinemagazin 20/20 ärgert sich, dass Femizide nicht beim Namen genannt werden:
„Warum wird in Griechenland die Beschreibung einer Straftat, die durch das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen mit einem Begriff definiert ist, noch diskutiert? … Alle Vorfälle sexueller Gewalt werden in den Medien mit Begriffen wie ‚unglückliches Mädchen‘, ‚unglückliche Familie‘, ‚unglückliche Frau‘, ‚Familientragödie‘ oder ‚Leidenschaftskriminalität‘ belegt und mit Formulierungen wie ‚er hat sie umgebracht, weil…‘, ‚Er war ein braver Junge‘, ‚Sie drohte ihm mit Trennung‘ ergänzt. Diese Art und Weise weist darauf hin, dass die Morde an Frauen weder im öffentlichen Diskurs, noch in den griechischen Nachrichten die ihnen zustehende Sichtbarkeit haben.“< weiterlesen