Der Kampf um ein Mittelmeer ohne Ölbohrungen

The Fight to Keep the Mediterranean Free of Oil Drilling, Film produziert von Eurydice Bersi

Von Eurydice Bersi, The Nation, 24.3.2020:
„Der Kampf um ein Mittelmeer ohne Ölbohrungen
Umweltschützer gewinnen wichtige Kämpfe gegen die fossile Energieerkundung im Mittelmeer – aber es steht noch sehr viel auf dem Spiel

Während im östlichen Mittelmeer, im sogenannten „griechischen Graben“, die Türkei, Griechenland und Zypern sich um die Ansprüche auf mögliche Öl- und Garreserven streiten, haben im Westen Italien, Frankreich, Kroatien und Spanien neue Meeresbohrungen verboten oder sind dabei sie zu verbieten, um das empfindliche Mittelmeerökosystem zu schützen und den Klimawandel zu bekämpfen.
Paradox: Sonnenreiche östliche Mittelmeerländer wollen fossile Energieproduzenten werden. Sie engagieren spanische und französische Unternehmen, die zu Hause nicht mehr dürfen, und werden angetrieben von der US-Regierung und Exxon Mobile.
In Spanien, Frankreich, Italien und vielen anderen Ländern ist der Kampf gegen Ölbohrungen und Ölproduktion in vollem Gange.

Erstes Beispiel: Ibiza 2012. Hier sollten vier Bohrlizenzen vor der Küste erteilt werden. Aber heftiger Widerstand stoppte diese und über 50 weitere in ganz Spanien. Die Sanchez-Regierung bringt gerade ein Gesetz ins Parlament, das neue Bohrungen verbietet. Auf den Balearen hatte sich ein breites Bündnis von Bäckern über Klempner bis zu Kindergärtenvereinigungen zum Kampf dagegen gebildet. Man fokussierte darauf, schon die geplanten Erkundungen des Meeresbodens zu verhindern, um nicht mögliche Gelüste zu wecken.

Wichtig war, dass die Tourismusbranche, sonst eher überkreuz mit der Umweltbewegung, diesmal mitzog. Das Balearenparlament stimmte 2016 und 2018 für eine Schutzzone rund um die Inseln, die die neue Sanchez-Regierung nach dem Sturz der PP 2018 übernahm.

In Frankreich gibt es einen gesetzlichen Stopp seit 2017 für das Mittelmeer, den Atlantik, die überseeischen Gebiete und das Festland.

Kroatien stoppte 2016 und auch in Italien stoppte die Umweltbewegung die Erteilung neuer Lizenzen seit Februar 2019. Hier waren vor allem Fischer und Küstenorte aktiv.

Aber die Ölkonzerne geben natürlich nicht auf. Sie wenden sich nach Osten, ins Ionische Meer, zum kretischen Meer und zum griechischen Graben; darunter sind die spanische Repsol und Total aus Frankreich. Diese Meere zeichnet eine große Biodiversität aus, sie beherbergen gefährdete Tier- und Pflanzenarten.

Das Mittelmeer ist ein halb geschlossenes Meer, in dem das Wasser ungefähr hundert Jahre zur Erneuerung braucht. Es ist jetzt schon überlastet mit Massentourismus, Verschmutzung, Überfischung, Lärm vom Seeverkehr und dem Eindringen fremder Arten durch den Suezkanal.

Der unaufhörliche Krach von akustischen Bodenerkundungen, Probebohrungen, Öl- und Gasproduktion könnte ungeheuren Schaden für die Umwelt und Wirtschaft in dem Gebiet anrichten. Trotzdem kämpfen Griechenland, die Türkei und Zypern aus kurzsichtigen ökonomischen Interessen darum: Griechenland erlebte gerade eine schlimme Wirtschaftskrise, die Türkei will ihre Wirtschaft ankurbeln. Andere Länder wie das kriegszerstörte Syrien und das verschuldete Libanon haben auch schon internationale Konzerne eingeladen.

Aber Ökonomie ist nicht alles – wenn die Erderwärmung voranschreitet, werden die Mittelmeerländer im Sommer unbewohnbar.

Die internationalen Ölkonzerne kämpfen um Lizenzen, aber die Bewegung dagegen in Westgriechenland und Kreta wächst.

Für die griechische Umweltbewegung wird der Kampf erschwert, weil die USA Energietransportwege errichten will, um Russland auszuschließen. Dazu gehört eine neue Pipeline („EastMed“), die Erdgas vom östlichen Mittelmeer nach Zentraleuropa leiten soll. Exxon Mobil wirbt dafür. Grüne Energie könnte die Versorgung auch sichern, allerdings ohne Profite für die Ölkonzerne.

Um ein zerbrechliches Ökosystem wie das Mittelmeer zu schützen, müsse die ganze Region zusammen arbeiten, sonst habe das Mittelmeer keine Chance, sagt der balearische Umweltminister. Ein Mittelmeer ohne fossile Brennstoffe könnte eine globale Vorbildfunktion einnehmen.“
Quelle: https://www.thenation.com/article/politics/mediterranean-oil-gas-hydrocarbon
Gekürzte Inhaltswiedergabe (Manfred)

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2 Antworten zu Der Kampf um ein Mittelmeer ohne Ölbohrungen

  1. kokkinos vrachos schreibt:

    Moin, 2012 hatte das Handelsblatt berichtet, dass Griechenland vor der Küste südlich von Kreta (bei Gavdos) nach Erdöl- und Erdgas-Vorkommen forschen will. Den Auftrag für entsprechende Untersuchungen erhielt eine Firma aus Norwegen.

    Erdgas auf Kreta – Eine Umweltstudie für eine Umladestation wurde genehmigt
    http://www.haniotika-nea.gr/fisiko-aerio-stin-kriti/

    Nachdem der Regionalrat von Kreta im Oktober 2018 grünes Licht für die Erkundungsbohrungen von Erdöl- und Erdgasfeldern vor der Westküste von Kreta gegeben hat, haben im Oktober und November 2018 kretische und griechische Medien zum Teil ausführlich über die Gefahren berichtet.

    WWF: Ερωτήσεις και απαντήσεις για τις εξορύξεις στην Κρήτη https://www.efsyn.gr/efkriti/koinonia/166830_wwf-erotiseis-kai-apantiseis-gia-tis-exoryxeis-stin-kriti

    Χανιά: Γιατί η Οικολογική Πρωτοβουλία Χανίων λέει «όχι» στις εξορύξεις υδρογονανθράκων https://www.kriti24.gr/chania-giati-i-oikologiki-protovoylia-chanion-leei-ochi-stis-exoryxeis-ydrogonanthrakon/

    Όχι από τον Δήμο Πλατανιά στην εξόρυξη υδρογονανθράκων https://www.efsyn.gr/efkriti/koinonia/166410_ohi-apo-ton-dimo-platania-stin-exoryxi-ydrogonanthrakon

    Παρέμβαση WWF για τη ΣΜΠΕ των εξορύξεων στην Κρήτη https://www.efsyn.gr/efkriti/koinonia/173152_parembasi-wwf-gia-ti-smpe-ton-exoryxeon-stin-kriti

    Im Februar 2019 hat die Umweltorganisation WWF Griechenland eine Machbarkeitsstudie mit dem Titel „Die realen Kosten von Öl“ veröffentlicht. https://www.efsyn.gr/efkriti/koinonia/183248_wwf-pragmatiko-kostos-toy-petrelaioy-kai-gia-tin-kriti

    Erklärung der Athener Initiative gegen die Kohlenwasserstoffgewinnung: We say NO to Oil and Gas Exploration and Extraction on Unspoiled Land and Sea in Greece https://ath-stop-mining.blogspot.com/p/we-say-no-to-oil-and-gas-exploration.html

    100 Wissenschaftler hatten Premierminister Tsipras (Syriza) in einem Brief die Beendigung der Ölförderung in Griechenland gefordert. Am 27.6.2019 haben in Athen der „Umweltminister- und Energieminister“ Jorgos Stathakis und das französische Mineralölunternehmen Total (40 %), der US-amerikanische Mineralölkonzern ExxonMobil (40 %) und die griechische ELPE (20 %) einen Vertrag unterschrieben. In den kommenden acht Jahren dürfen die Ölmultis westlich und südwestlich vor Kreta nach Erdgas und Erdöl forschen und dürfen anschließend dort diese Rohstoffe fördern.

    Die neuen Erdgasfreunde
    Durch Pipelineprojekt Eastmed finden Israel, Zypern und Griechenland zueinander. Türkei wird gezielt ausgeschlossen
    https://www.jungewelt.de/artikel/351633.energiewirtschaft-die-neuen-erdgasfreunde.html

    Griechenland: Exxon Mobil erhält Erdöl- und Erdgasfelder vor Kreta
    https://www.jungewelt.de/artikel/357647.griechenland-exxon-mobil-erh%C3%A4lt-erd%C3%B6l-und-erdgasfelder-vor-kreta.html

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  2. kokkinos vrachos schreibt:

    Gestern hat die DW über das thema berichtet:

    Öl- und Gasvorkommen in Griechenland – Aktivisten kämpfen gegen Fracking

    In Griechenland suchen Ölkonzerne nach Öl- und Gasvorkommen, selbst in geschützten Gebieten. Gleichzeitig muss das Land EU-Vorgaben erfüllen, also auf erneuerbare Energien umstellen.

    https://www.dw.com/de/erd%C3%B6l-erdgas-griechenland-fracking-offshore-protest-vrisoules-exxon-repsol-konzessionen-mittelmeer/a-57030699

    kalo mina, kv

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