Erfolg der Bewegung gegen die U-Bahn-Station auf dem Exarcheia-Platz

Von Achim Rollhäuser
Ein großer Erfolg für die Bewegung in Exarcheia gegen den Bau der U-Bahn-Station auf dem Exarcheia-Platz: Am 4. Aug. erhielten wir die Entscheidung des erstinstanzlichen Athener Zivilgerichts (Kollegialgericht), dass der Antrag der Griechischen Metro-Gesellschaft (Elliniko Metro), die Baustelle für die geplante U-Bahn-Station wieder auf den ganzen Platz zu erweitern, abgelehnt wurde.
Letztes Jahr im Dezember entschied ein Einzelrichter am Athener Amtsgericht, dass der Zaun der Baustelle mindestens drei Meter Abstand von den Häusern der Themistokleous-Straße haben müssten, um Rettungsfahrzeugen (Krankenwagen, Feuerwehr) die Zufahrt zu ermöglichen. Elliniko Metro hat dann immer wieder versucht, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Die eingangs genannte Entscheidung ist jetzt schon die sechste in dieser Angelegenheit und zunächst auch die letzte. Denn die rechtlichen Möglichkeiten im vorläufigen Verfahren sind ausgeschöpft. Nur die ausstehende Entscheidung in der Hauptsache könnte noch etwas ändern.
Wir halten das im Augenblick für nicht sehr wahrscheinlich. Denn nicht einmal bei griechischen Gerichten, die sonst für politischen Druck ausgesprochen anfällig sind, zieht das „Argument“ von Elliniko Metro, dass doch nicht für die Sicherheit von ein paar Anwohner*innen ein von der EU gefördertes Milliardenprojekt platzen könne.

Also wird Elliniko Metro umplanen müssen. Denn die Firma meinte in den gerichtlichen Verfahren immer wieder, dass der Bau der U-Bahn-Station auf dem Platz nicht durchführbar sei, wenn nicht der ganze Platz bis zu einem Abstand von 1,50 m zu den Häusern in der Themistokleous zur Verfügung stünde. Also werden sie nun eine neue Machbarkeitsstudio vorlegen müssen, die wir dann wieder gerichtlich angreifen könnten.

Natürlich gibt es Alternativen: Elliniko Metro könnte die U-Bahn-Station unterirdisch bauen. Bisher ist geplant, den Platz bis auf 30 m Tiefe auszuschachten und die Station sozusagen im Tagebau zu errichten. Aber es wäre auch möglich, sämtliche Arbeiten unterirdisch zu verrichten, so wie das in vielen anderen Ländern gemacht wird, allerdings mit erheblich höherem Kostenaufwand.

Eine andere Variante wäre, die U-Bahn-Station um wenige hundert Meter zu verlegen, z. B. in die Nähe des Archäologischen National-Museums, da wo sie nach Meinung vieler sowieso hingehörte. Auf den Exarcheia-Platz sollte sie nur, weil die rechten Kräfte der Regierung sich darauf festgelegt hatten, um das – jedenfalls bis vor ein paar Jahren – widerständige Exarcheia „auszutrocknen“, ihm seine rebellische Geschichte, die sich immer zum großen Teil auch auf dem Platz abgespielt hat, zu nehmen.

Und schließlich wäre noch eine Alternative, in Exarcheia selbst überhaupt keine Station zu bauen. Die nächsten Stationen sind nur 8 bis 10 Fußminuten entfernt.

Wir werden also sehen, wie sich die Dinge weiter entwickeln. Der Kampf gegen den Bau der U-Bahn-Station auf dem Exarcheia-Platz geht jedenfalls weiter.

Hier für diejenigen, die sich für den genaueren Ablauf der Ereignisse des letzten Jahres interessieren, ein historischer Abriss, wie ihn die Offene Versammlung „Keine Metro auf dem Exarcheia-Platz“ veröffentlicht hati:

9. August 2024: Wir alle befinden uns auf dem Exarcheia-Platz, der seit zwei Jahren von Metallzäunenii und der Besatzungsarmeeiii umzäunt ist. Wir sind alle in der Themistokleous, wo wir kaum Platz finden. Wir alle befinden uns am Ende des ersten Sommers ohne die Bäume auf dem Platziv. Wir stehen am Ende eines weiteren Jahres des Kampfes und des Widerstandes, eines Jahres, das uns trotz der Schwierigkeiten, die es uns gebracht hat, nicht abgeschreckt hat. Wir sind alle hier, um uns noch einmal daran zu erinnern und uns ins Gedächtnis zu rufen, dass Exarcheia eine Geschichte hat und dass wir eines Tages, vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft, den Platz zurückerobern werden.

7. September 2024: Der 1. gerichtliche Sieg! Das Athener Gericht erster Instanz, bei dem Unterlassungsklagen gegen die Erweiterung der Baustelle eingereicht worden waren, gibt dem Antrag von 113 Anwohnern statt und ordnet an, dass Hellenic Metro die Erweiterung der Baustelle auf der gesamten Länge der Themistokleous-Straße aussetzen und den Fußgängerweg freigeben muss, um die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge zu ermöglichen. Hellenic Metro erklärt, dass das Projekt ohne diese Erweiterung nicht zustande kommt; das Gericht scheint zu verstehen, was wir schon seit langem sagen: Der Umstand, dass das Projekt ohne die Erweiterung [der Baustelle auf den ganzen Platz] nicht zustande kommt, ist kein Grund, das Leben der Anwohner und Passanten auf dem Platz täglich aufs Spiel zu setzen. Am 9. September 2024 wird das Urteil des Gerichts erster Instanz an Hellenic Metro, Eretvov und ABAXvi zugestellt. Es ist sofort vollstreckbar.

21. September 2024: Zwei Wochen lang weigern sich die Unternehmen, dem Gerichtsbeschluss nachzukommen und die Bleche entlang der Themistocleous zu entfernen. Während der Mobilisierung unserer Versammlung gegen dieses illegale Regime werden wir mit Bereitschaftspolizisten konfrontiert, die die illegale Baustelle von HELLENIC METRO bewachen und Gewalt gegen uns anwenden.

24. September 2024: Die Versammlung interveniert beim Ministerium für Verkehr und Infrastruktur und erinnert noch einmal an die Notwendigkeit, den Metallzaun zurückzusetzen, um unser aller Sicherheit zu gewährleisten.

2. Oktober 2024: Fast ein Monat ist vergangen. Die Unternehmen weigern sich, der Entscheidung des Gerichts nachzukommen. Wir protestieren vor den Büros von Eretvo, der Baufirma, die die Vorarbeiten auf dem Platz durchführt.

17. Oktober 2024: Nachdem Hellenic Metro und Eretvo 38 Tage lang der Entscheidung des Gerichts erster Instanz nicht nachgekommen sind, den Metallzaun zu entfernen und die Fußgängerzone der Themistokleous-Straße freizugeben, beginnt ein Vollstreckungsverfahren zur Durchsetzung der Entscheidung durch eine Gerichtsvollzieherin. Nur mündlich erklärt die Eretvo, dass die Entscheidung des Gerichts bis zum 15. November befolgt werde, damit sie bis dahin die Arbeiten an den Versorgungsnetzen entlang der Themistokleous durchführen könne.

19. Oktober 2024: Wir unterstützen und beteiligen uns gemeinsam mit Versammlungen und Kollektiven aus ganz Attika an einer Demonstration im Zentrum von Athen, um Frei- und Grünflächen zu verteidigen und unser aller Recht auf die Stadt einzufordern.

4. November 2024: Seit fast zwei Monaten halten sich die Unternehmen nicht an die gerichtliche Anordnung. Während dieser ganzen Zeit weigert sich die Stadtverwaltung – die ein Mitspracherecht hinsichtlich diesen öffentlichen Raums hat –, Maßnahmen zu ergreifen, die die Sicherheit der Bewohner, der Arbeiter und Passanten des Exarcheia-Platzes gewährleisten; sie weigert sich, zur Entfernung des Bauzauns beizutragen. Deshalb, und weil wir wissen, dass das einzige, was wir haben, sind wir selbst, startet unsere Versammlung eine Kampagne zur finanziellen Unterstützung, damit wir eine Firma beauftragen können, die den Zaun entfernt und die Themistokleous freimacht.

18. November 2024: Die von Eretvo selbst gesetzte Frist ist seit Tagen abgelaufen. Gleichzeitig gehen die Arbeiten innerhalb der Baustelle weiter, und eine neue zweite Baustelle außerhalb der Baustelle mit Ausschachtungen rund um den Platz beginnt zu entstehen. Die Sicherheit der Anwohner, Arbeiter und Passanten auf dem Platz ist durch diese illegale Baustelle zusätzlich gefährdet.

21. November 2024: Die Gerichtsvollzieher betreten die Baustelle, um die Entscheidung des Landgerichts endlich umzusetzen. Personen, die sich auf der Baustelle befinden, versuchen, den Zugang zu blockieren, indem sie die Gerichtsvollzieherin zurückstoßen. Die von unserer Versammlung beauftragte Firma, nachdem Hunderte von Menschen zu unserer finanziellen Unterstützungskampagne beigetragen haben, beginnt mit der Durchsetzung des Gerichtsbeschlusses. Der Bauzaun auf der Themistokleous wird zurückgesetzt!

23. November 2024: Hellenic Metro beantragt eine einstweilige Verfügung, um den Vollzug der Entscheidung [vom September] zu stoppen. Zwei Tage später bekräftigt sie vor Gericht, dass das Projekt ohne diese Verlängerung nicht durchgeführt werden kann.

27. November 2024: Der 2. juristische Sieg! Das Gericht erster Instanz in Athen weist Antrag von Hellenico Metro auf Aussetzung der Vollstreckung zurück. Es ordnet an, dass der Bauzaun mindestens fünf Meter von den Fassaden der Gebäude auf der Themistokleous entfernt sein muss. Nur um die offenen Gruben für die Arbeiten am Wassernetz in Höhe der Valtetsiou-Straße und in Höhe der Arachovis-Straße bleiben die Zäune stehen. Das Unternehmen weigert sich, auch diesen zweiten Gerichtsbeschluss umzusetzen. Wieder einmal wird die Vollstreckung des Urteils fortgesetzt, wobei wir die Kosten tragen.

11. Dezember 2024: Hellenic Metro verklagt die Bewohner von Exarcheia zum dritten Mal. Der Widerspruch „Metro oder Sicherheit“ wird erneut problematisiert, denn wie sich erneut herausstellt, kann beides auf diesem Platz nicht nebeneinander bestehen.

16. Dezember 2024: Der 3. gerichtliche Sieg! Das Gericht lehnt den Antrag von Hellenic Metro ab und gibt den Anwohnern und unserem Kampf erneut Recht. Vier Tage später ist die Themistokleous nun ein befreiter öffentlicher Raum. Ein großer Sieg, den viele, auch das Unternehmen, für unmöglich hielten. Drei Monate lang rechnete Hellenic Metro damit, dass wir Angst bekämen und es keine starke Initiative geben würde, sie rechnete damit, dass sie es schaffen würde, uns finanziell zu auszubluten. Aber… sie hat sich verkalkuliert!

7. Januar 2025: Das vierte in einer Reihe von Verfahren, in denen Hellenic Metro weiterhin versucht, die Entscheidung früherer Gerichte, den Zaun auf der Themistokleous zu versetzen, aufzuheben, ist abgeschlossen. Vor Gericht spielt das Konsortium ein Theater des Absurden und behauptet sogar, dass nicht alle Wohngebäude auf der Themistokleous bewohnt seien und daher keine Gefahr bestehe.

12. März 2025: Der 4. juristische Sieg! Ein weiterer Sieg, der den Exarcheia-Platz der Befreiung näher bringt. Diesmal wird die Zurücksetzung des Zauns an der Einmündung der Valtetsiou in die Themistokleous angeordnet. Nun ist die gesamte Themistokleous mit Ausnahme des Areals um die Elektrizitätsstation in der Arachovis befreit.

21. März 2025: Die Entfernung des Bauzauns in der Themistokleous-Straße bis zu einem Abstand von fünf Metern zu den Eingängen der Wohnhäuser ist abgeschlossen, um eine ungehinderte Zufahrt für Feuerwehrfahrzeuge und Krankenwagen zu ermöglichen und die Möglichkeit zu schaffen, dass die Menschen im Notfall entkommen können und kein Gedränge entsteht. Diesmal führt das Unternehmen die Arbeiten selbst aus. Ein Sieg, der das Ergebnis eines hartnäckigen und vielschichtigen Kampfes ist, eines Kampfes, der weitergeht und bis zum Ende andauern wird. Bis wir unseren Platz und unser Viertel zurückbekommen.

28. März 2025: Wir organisieren eine Veranstaltung und Diskussion über Sicherheitsfragen auf der [geplanten] Linie 4 der Athener Metrovii und im öffentlichen Verkehr. Referenten: Einer unserer Anwälte, Thanassis Kabagiannis, der Vorsitzende der Vereinigung der nicht festangestellten Archäologenviii, Dimitris Koufovassilis, und der ehemalige Vorsitzende der Gewerkschaft der Lokführer, Kostas Genidounias. Wir weisen noch einmal darauf hin, dass die Sicherheitsprobleme, die das Leben und die Gesundheit der Bewohner, Arbeiter und Passanten des Exarcheia-Platzes gefährden, keine Einzelfälle sind. Sie sind das Ergebnis einer allgemeinen und politischen Missachtung unserer Sicherheit, einer Missachtung, die daraus resultiert, dass dem Profit Vorrang vor dem Recht auf Leben von uns allen eingeräumt wird.

31. März 2025: der 5. gerichtliche Sieg! Erneut lehnt das Athener Gericht erster Instanz den Antrag von Hellenico Metro auf Aufhebung der einstweiligen Verfügungen [betreffend die Zurücksetzung des Bauzauns] ab.

11. April 2025: Wir unterstützen die Kampagne der Eltern der Kindergärten in unserer Nachbarschaft bei der Athener Krippe. Die Plätze in den Kindergärten nehmen rapide ab, so dass viele Kinder nicht mehr dort untergebracht werden können, was einen weiteren Grund für die Verdrängung der Bewohner [aus Exarcheia] darstellt.

16. April 2025: Die Regierung mit ihrem grandiosen Sprecher Sheriff Chrysochoidisix spricht von der Notwendigkeit, die „Kosmogoniex der Entwicklung und Erneuerung“, die in Exarcheia stattfindet, zu schützen und die entstellte und gewaltsame Veränderung der Physiognomie unseres Viertels zu erhalten. Es beginnt eine neue Phase des systematischen und brutalen Angriffs auf unser Viertel. Die Wahrheit ist, dass wir nach dem, was wir durchgemacht haben, nichts anderes erwartet haben. Was wir aber erwarten und wissen, ist die Reaktion der Nachbarschaft. Immer mit Hartnäckigkeit, immer mit Solidarität.

25. April 2025: Die Gefahren und illegalen Praktiken auf der Baustelle der Linie 4, Metro-Station am Alexandras-Boulevard, werden aufgedeckt. Nach der „Besetzung“ des Platzes an der Kreuzung von Moustoxidis und Alexandra, der „Besetzung“ der Fahrbahn in den angrenzenden kleinen Straßen und der Fällung aller Bäume auf der Verkehrsinsel plant das Unternehmen die Ausweitung der Baustelle auf die gegenüberliegende Straße, die Sperrung der Plaputa-Straße, die Beseitigung der Gehwege, der Behindertenrampen und der Behindertenparkplätze in derselben Straße und geht sogar so weit, eine Schuttdeponie am Eingang der Wohnhäuser anzulegen. Ein weiterer Streit zwischen Anwohnern und Hellenic Metro entbrennt. Wann endlich werden sie begreifen, dass Sicherheit ein Recht ist und auch zukünftig von uns allen in Anspruch genommen werden wird?

26. April 2025: Auf der Baustelle wird bei Ausgrabungen eine Mörsergranate gefunden. Die Kampfmittelräumdienst entfernt die Granate und verschwindet. Keiner der Verantwortlichen hat daran gedacht, die Anwohner zu informieren und zu evakuieren oder den Verkehr anzuhalten!

3. Mai 2025: Wir nehmen an der Demonstration zur Verteidigung des Strefi-Hügelsxi teil.

24. Mai 2025: Wir unterstützen die von der Offenen Versammlung zur Verteidigung des Strefi-Hügels organisierte Demo gegen die polizeiliche Besetzung des Hügels.

1. Juni 2025: Eine Veröffentlichung enthüllt zum ersten Mal, was wir schon seit langem sagen. Die „Maulwürfe“xii der Linie 4 können die künftigen Stationen passieren, ohne dass diese bereits geöffnet worden wären. Das bedeutet, dass das Unternehmen nun einräumt, dass die U-Bahn-Station am Exarcheia-Platz weggelassen werden kann, ohne die Gesamtumsetzung der Linie 4 zu gefährden.

Juni 2025: Ein weiterer Sommer, erstickend heiß um den Bauzaun eines Projekts, das undurchführbar ist, beginnt. Die Versammlung organisiert eine Reihe von Aktionen zur Wiederaneignung des befreiten Raums der Themistokleous. Filmvorführungen, Buchpräsentationen, Diskussionen über die Geschichte des Platzes von der Okkupationxiii bis zur Gegenwart geben uns die Möglichkeit, uns wieder auf dem Platz zu verabreden, uns zu treffen und wieder zusammen zu sein, schöne Momente auf diesem Platz zu erleben, der zu seiner Nachbarschaft gehört, einer Nachbarschaft, die uns allen gehört.

12. Juni 2025: Der Stadtrat von Athen verabschiedet eine Resolution zur Unterstützung der Bewohner von Exarcheia angesichts des neuen Gerichtsverfahrens, das Hellenic Metro gegen uns anstrengt. Wieder einmal verlangt das Unternehmen das Unannehmbare: die Verletzung von Gesetzen, die den notwendigen Platz für die sichere Durchfahrt von Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeugen sowie die Vermeidung von Gedränge im Notfall in der Themistokleous-Straße gewährleisten. Es überrascht niemanden, dass der ehemalige Bürgermeister Bakoyannisxiv und seine Fraktion in grotesker Weise die „gesetzlichen Rechte“ von Hellenic Metro, also deren Interessen verteidigen. Mit anderen Worten: Sie verteidigen das Recht des Unternehmens, Gesetze und Sicherheitsvorschriften zu seinem eigenen Vorteil in Frage zu stellen – von der Sicherheit und den Rechten der Anwohner ist natürlich keine Rede.

19. Juni 2025, morgens: Eretvo, der Auftragnehmer von Hellenic Metro, räumt die Baustelle. Solange das Gerichtsverfahren anhängig ist, kann AVAX das Projekt nicht übernehmen und mit dessen Ausführung [also den Ausschachtungsarbeiten] beginnen.

19. Juni 2025, nachmittags: Wir führen eine kämpferische Demo durch. Wir folgen den drei Puttenxv in den Straßen unseres Viertels. Alle zusammen kommen wir an der Baustelle an, eine Baustelle/Gefängnis für die Putten, die aus ihrem Haus vertrieben wurden, und für uns, die wir seit so vielen Jahren unseres Platzes beraubt sind. Zu den Klängen unserer vereinten Stimmen und Trommeln werden unser Kampf und unsere Hartnäckigkeit immer stärker. Wir alle wissen, dass auch wir eines Tages wie die drei Putten auf unseren Platz zurückkehren werden.

23. Juni 2025: Das sechste Gerichtsverfahren in Reihe zum gleichen Thema wird verhandelt. Wieder zu der Stelle, wo die Bleche der Baustelle in der Themistokleus-Straße angebracht werden können. Wieder einmal behauptet das Unternehmen, dass die Anwohner unter Angstzuständen leiden und dass dies für das Firma ein Grund sei, das Gesetz zu brechen. Wieder einmal scheint für sie die Devise „Wir machen, was wir wollen“ das Wichtigste zu sein. Wieder einmal wird mit allen Mitteln versucht, ein gescheitertes Projekt zu retten, ein Projekt, dessen Scheitern nur aufgrund politischer Sturheit (noch) nicht zugegeben werden kann.

14. Juli 2025: Der Petitionsausschuss des Europäischen Parlaments hält den Fall des Exarcheia-Platzes offen! Nach dem im Namen unserer Versammlung verfassten Bericht und unserer Anwesenheit vor dem Petitionsausschuss des Europäischen Parlaments am 18. März 2024 beschließt und teilt der Ausschuss mit, dass er den Fall offen hält und ihn sogar an den Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr und den Ausschuss für bürgerliche Freiheiten weiterleitet, wobei er offenbar insgesamt unsere Beschwerden sowohl über das Projekt selbst als auch über die Unterdrückung und Verletzung unserer demokratischen Freiheiten und Rechte versteht. Von besonderer Bedeutung ist die Tatsache, dass eine Stellungnahme des Verkehrsministeriums und der Stadtverwaltung von Athen angefordert wurde. Wir sind gespannt.

18. Juli 2025: Gemeinsam mit der Offenen Versammlung zur Verteidigung des Strefi-Hügels, dem selbstverwalteten Navarino-Parkxvi, der Aktions-Koordination zur Verteidigung von Exarcheiaxvii, der Besetzung der Flüchtlings- und Migrantenunterkunft Notara 26xviii und der Besetzung Exostrefixix organisieren wir eine Demo im Viertel gegen Gentrifizierung, Touristisierung, das israelische (und jedes andere) Kapital, das in das Viertel vordringt. Der Angriff auf die öffentlichen Räume unseres Viertels, die Vertreibung aus unseren Häusern, die Repression sind keine isolierten Vorgänge, sondern Teil eines Gesamtplans zur Veränderung der Physiognomie von Exarcheia.

4. August 2025: der 6. gerichtliche Sieg! Der Antrag von Helleniko Metro auf Aufhebung der Entscheidungen im Verfahren auf vorläufigen Rechtsschutz wird vom Amtsgericht (Kollegialgericht) Athen zurückgewiesen. Unter anderem bereichert das Gericht unsere Argumentation und die Begründung früherer Entscheidungen, indem es auf die Klauseln des ursprünglichen Vertrags für die Metrolinien 2 und 3xx verweist, in denen die Notwendigkeit der Zufahrt für Rettungsfahrzeuge und die Sicherheit der Anwohner während der Bauarbeiten ausdrücklich erwähnt werden.

Unser Kampf zur Rettung des Exarcheia-Platzes, zur Rettung unseres Viertels und seiner Physiognomie ist vielschichtig. Alle diese Kämpfe sind politische Kämpfe.

Am 9. August 2025 sind drei Jahre seit der inakzeptablen und gewaltsamen Besetzung des Exarcheia-Platzes [durch Elliniko Metro] vergangen. Drei Jahre des Kampfes und des Widerstands. Wir sind sicher, dass diese Situation bald beendet sein wird.

Offene Versammlung „Keine Metro-Station auf dem Exarcheia-Platz“

i oximetrostinplateiaexarcheion.wordpress.com/2025/08/07

ii Der Bauzaun sieht so aus, dass auf dem Boden etwa einen halben Meter hohe Betonsockel stehen, auf dem sog. Lamarines angebracht sind. Das sind massive Aluminiumbleche in der Form von Leitplanken, bis in eine Höhe von gut zwei Metern. Darüber ist ein drei Meter hoher Maschendraht montiert, so dass sich ein ca. fünf Meter hoher Zaun ergibt.

iii Gemeint ist die Polizei, die zu Beginn der Bautätigkeiten rund um die Uhr mit insgesamt etwa 100 Beamten die Baustelle geschützt hat.

iv Alle – teilweise alten – Bäume, über 80, auf dem Exarcheia-Platz wurden für die Baustelle gefällt.

v Eretvo ist die Firma, die die inzwischen abgeschlossenen Vorarbeiten (v. a. die Verlegung von Leitungen, aber auch das Fällen der Bäume) ausgeführt hat

vi ABAX oder auf Deutsch AVAX ist die Firma, die den U-Bahn-Bau selbst ausführt.

vii Die Station in Exarcheia soll eine Station dieser Linie werden.

viii Die Archäolog*innen waren etwa zwei Jahre lang damit befasst, die archäologischen Funde auf dem Platz zu erforschen und zu katalogisieren. Es haben sich nur Bauwerke aus spätbyzantinischer (bis 1453) und der Zeit der türkischen Besetzung (1453 bis 1829) gefunden, die archäologisch nicht besonders erwähnenswert sind und daher bei den geplanten Ausschachtungen auch zerstört werden sollen.

ix Chrysoxoidis ist der Polizeiminister, euphemistisch Bürgerschutzminister

x “Lehre von der Entstehung und der Entwicklung des Weltalls sowie der Himmelskörper und aller anderen kosmischen Objekte in ihm“

xi Der Strefi ist ein Hügel oberhalb des Exarcheia-Platzes. Er sollte nach den Plänen der vorherigen rechten Stadtverwaltung mehr oder weniger privatisiert werden. Die jetzige Pasok-Verwaltung hat diesen Plan fallenlassen. Vor gut einem Jahr wurde ein kleines Gebäude auf dem Strefi, das jahrelang als Kneipe gedient hatte, besetzt und als Kneipe weiter betrieben. Diese Besetzung wurde im Frühjahr geräumt. Seitdem befindet sich auf dem Strefi ständig ein größeres Polizeiaufgebot, um eine Wiederbesetzung zu verhindern. Besucher*innen des Strefi werden von den Polizisten regelmäßig belästigt und schikaniert.

xii So werden hier die Tunnel-Bohrmaschinen genannt, mit denen die U-Bahn-Tunnel gegraben werden.

xiii Die deutsche Besatzung Griechenlands im 2. Weltkrieg

xiv Von der rechtsgerichteten Neuen Demokratie

xv Es handelt sich hierbei um Nachfertigungen der drei Putten, die früher auf dem Exarcheia-Platz auf einer Säule in der Art eines Denkmals standen. Dieses Wahrzeichen des Platzes wurde zu Beginn der Arbeiten entfernt.

xvi Der Navarino-Park ist ein selbstverwalteter Park. Er war ein Parkplatz und ist 2009 besetzt und als Park angelegt worden. Hier ist jetzt ein großer Kinderspielplatz. Es werden aber auch Veranstaltungen zu vielen verschiedenen politischen und kulturellen Themen durchgeführt. Im Sommer gibt es mittwochs Kinoabende.

xvii Die Koordination verschiedener Versammlungen und Initiativen Exarcheias

xviii Bei der Notara 26 handelt es sich um eine Besetzung für Geflüchtete und Migrant*innen, die seit 2016 Bestand hat. Es gab in Exarcheia bis 2019, als die ND an die Regierung kam, eine Reihe von besetzten Geflüchteten-Unterkünften; sie wurden dann alsbald alle geräumt, eben bis auf die Notara 26.

xix S. Fußnote 10

xx Seit dem Jahr 2000 bestehende Metrolinien

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