
Von Isabel Armbrust
Eine interessante politische Karriere kann man dem infolge seiner Verwicklungen in den Betrug mit EU-Agrarsubventionen Ende Juni 2025 zurückgetretenen Makis Voridis (siehe unsere jüngsten Berichte dazu, zuletzt https://griechenlandsoli.com/2025/08/03/mitsotakis-wegen-eu-subventionsbetrug-angeklagt/#more-25179) nicht absprechen. Nachdem er in den Jahren 2019 bis 2021 als Agrarminister seine schützende Hand über die Subventionsbetrüger in Kreta und in der Agrarbehörde OPEKEPE gehalten hatte, war er Anfang 2021 ins Innenministerium „befördert“ worden. Da verblieb er zwei Jahre und gefiel sich in der Rolle des Korruptionsbekämpfers. Und als solcher wurde er Mitte 2023, als er bereits ein Ex-Innenminister und neuer Staatsminister war, vom DLF interviewt.
Nach dem, was wir aus den seit Juni 2025 veröffentlichten Abhörprotokollen der Europäischen Staatsanwaltschaft (EUStA)* wissen, dass z.B. ein kretischer Subventionsbetrüger in einem Telefonat einem lokalen OPEKEPE-Beamten versichert, dass Avgenakis (der in der Region Heraklion auf Kreta gewählt wurde) weiterhin von Voridis geschützt wird, der „sie vollständig deckt“ (siehe https://griechenlandsoli.com/2025/06/30/der-big-fat-greek-plot-zum-betrugen-der-eu) wirkt es geradezu bizarr, wenn wir Voridis im Beitrag des DLF über „Pflichtverletzung und Untreue“ und die Bildung einer kriminellen Vereinigung, „wenn es sich um mehrere Täter handelt“, sprechen hören. Und wenn er sich im nächsten O-Ton mit den Erfolgen seines Innenministeriums beim Aufbau von Strukturen, die Integrität fördern, brüstet: „Wir haben eine Reihe von Maßnahmen verabschiedet, die genau darauf abzielen…. „
Nun konnten die beiden DLF-Journalistinnen, als sie im Sommer 2023 den Beitrag erstellten, von Voridis Betrügereien im Agrarministerium und dem späteren Beistand für Avgenakis noch nichts wissen. Denn diese sind erst seit wenigen Monaten so gut belegt, dass sie den Mann, der im März 2025 das vierte Ministeramt seit 2021 übernommen hatte (diesmal Asyl und Migration), im Juni 2025 zum Rücktritt zwangen.
Sehr wohl aber dürften Ann-Kathrin Jeske und Rodothea Seralidou in Vorbereitung auf das Interview zu Voridis recherchiert und seinen rechten Hintergrund gekannt haben. [Auf griechenlandsoli.com/2021/01/10/voridis-vom-offenen-rechtsextremisten-zum-innenminster/ berichteten wir 2021 ausführlich über den ND-Politiker Voridis, dessen Laufbahn in den Rechtsaußenparteien EPEN, Elliniki Metoro und LAOS begonnen hatte und der von Mitsotakis zur Verstärkung des rechten Flügels der Nea Dimokratia in immer wichtigere Ämter gehievt wurde].
Versuchen wir die Macherinnen des Beitrages zu verstehen.
Vermutlich kannten sie diesen offen rechtsextremen Hintergrund des ND-Politikers Makis Voridis und trauten ihm die Kompetenz zur Korruptionsbekämpfung dennoch zu. Oder sie freuten sich einfach über die Interview-Zusage seitens eines hochrangigen Mitsotakis-Vertrauten.
Aber seit bekannt ist, dass Voridis wie ein Pate für Agrarbetrüger agierte, dürften auch Jeske und Seralidou an ihrem DLF-Hintergrund vom 24.08.2023 keine Freude mehr haben. Ein Beitrag zum Thema Korruptionsbekämpfung mit der Zeugenschaft von Voridis ist seit Juni 2025 schlicht wertlos.
Er sollte aus unserer Sicht aus der Mediathek entfernt oder zumindest mit einem Warnhinweis versehen werden.
Zum reinhören, Voridis spricht ab Minute 6:33 und äußert sich in über 3 Minuten zu seinen Erfolgen als Innenminister: https://www.deutschlandfunk.de/korruption-wie-wird-fehlverhalten-gemessen-dlf-69e85724-100.html
*Die europäische Staatsanwaltschaft (EUStA) hatte schon 2021 Hinweise auf einen unerklärbaren Anstieg der Auszahlungen durch die Behörde OPEKEPE in den Jahren 2019 und 2020 erhalten und seither tausende von Akten ausgewertet. Außerdem hatte sie zuletzt am 20.Mai 2025 Razzias OPEKEPE-Büros in Athen und Kreta durchgeführt, um weiteres digitales Beweismaterial über das organisierte Betrugssystem zu sichern.
Ende Juni übermittelte die EUStA dann dem griechischen Parlament ihr Aktenkonvolut inklusive von Transskripten legal (mit Hilfe der griechischen Polizei) abgehörter Telefongespräche. Vor allem diese haben Voridis das Genick gebrochen. Sie belegen eindrücklich das Ausmaß der Verwicklung der beiden ehemaligen Landwirtschaftsminister Makis Voridis (2019-2021) und Lefteris Avgenakis (2021-2024) in die Straftaten sowie die kriminelle Energie, mit der diese versucht hatten, die Arbeit der EUStA zu behindern. Makis Voridis trat nach der teilweisen Veröffentlichung der Abhörprotokolle durch Journalisten am 27. Juni 2025 von seinem neuen Amt als Migrationsminister zurück.

