Erfolg und „Niederlage“

Immer im Einsatz für law and order; Polizeiminister Chrysoxoidis

Von Achim Rollhäuser
Nachtrag zu „Wie zu Juntazeiten – Konzerte werden wieder verboten“ (https://griechenlandsoli.com/2025/04/16/wie-zu-juntazeiten-konzerte-wurden-wieder-verboten/)

Als „Purzelbaum“ hat die Zeitung der Redakteure (EfSyn) die Erklärungen des Polizeiministers Chrysoxoidis von Donnerstagabend im Fernsehen bezeichnet. Denn der Minister wollte jetzt von dem Verbot von Konzerten und Versammlungen auf dem Strefi-Hügel in Exarcheia plötzlich nichts mehr wissen; seine Erklärungen hätten sich nur auf das „Exostrefís“ bezogen.
Natürlich ist dieses Zurückrudern von Chryoxoidis ein Erfolg der Bewegung und des Aufschreis der Empörung in der Öffentlichkeit. Sonst wäre wohl sogar sein (verfassungswidriges) Verbot von Versammlungen im öffentlichen Raum durchgegangen.
Aber der „Purzelbaum“ des Ministers hatte Folgen für das Exostrefis. Das Exostrefis ist ein eingeschossiger wahrscheinlich vor vielen Jahrzehnten schwarz errichteter ganz einfacher Bau von ca. 50 qm, wo sich bis vor drei Jahren die Küche einer Taverne befand, deren Tische und Stühle auf dem gemauerten Platz vor dem Gebäude aufgestellt waren. Die Pacht durch die Stadt wurde nicht verlängert; die Hütte stand leer.

Ende 2023 trennte sich die neue Stadtregierung unter ihrem Pasok-Bürgermeister Dúkas von dem Immobilienkonzern Prodea, dem der Strefi-Hügel überlassen worden war, damit er ihn für seine Zwecke bzw. seine Kunden nutzen könne (s. auch „Erfolg im Kampf um Strefi“ (https://griechenlandsoli.com/2024/02/06/erfolg-im-kampf-um-strefi/#more-23224)). Kurze Zeit später wurde das Exostrefis von einer autonomen Initiative besetzt; es diente als Versammlungs- und Veranstaltungsraum verschiedener Gruppen und Initiativen Exarcheias und der näheren Umgebung.

Der Minister konnte vorgestern seine öffentlichen Erklärungen hinsichtlich des Verbots von Veranstaltungen usw. nicht ohne weiteres zurücknehmen, ohne gegenüber dem reaktionären Publikum der Regierung völlig sein Gesicht zu verlieren. Daher meinte er, es ginge nicht an, dass an diesem Wochenende (26. Und 27 April) das Exostrefis sein einjähriges Bestehen feiere und zur Teilnahme an der Feier auf Plakaten aufgerufen werde. Es handele sich schließlich um eine illegale Besetzung.

Nachdem gestern (Freitag, 25.04.) Abend im Exostrefis noch eine kleine Veranstaltung mit Musik und Bar der „Offenen Versammlung gegen Pushbacks und die Gewalt an den Grenzen“ stattfand, räumte heute Morgen ab 6 Uhr ein großes Polizeiaufgebot die Räume und den Vorplatz. Dagegen protestierten ab dem frühen Morgen einige hundert Menschen auf dem Strefi; einige von ihnen wurden vorläufig festgenommen, später aber wieder entlassen.

So musste das Exostrefis für den Minister den Prügelknaben abgeben, weil ja seinen großsprecherischen Erklärungen irgendetwas folgen musste. Nur am Rand sei erwähnt, dass den Minister der Strefi-Hügel und damit auch das Exostrefis eigentlich überhaupt nichts angehen, da sie nicht in seine Zuständigkeit fallen. Für den Hügel ist die Stadtverwaltung zuständig und nicht die Regierung. Aber das musste den Minister wohl nicht weiter scheren…

Übrigens ist das Exostrefis im letzten Juni schon einmal geräumt worden, wurde aber ein paar Tage später wieder besetzt. Wir werden sehen, wie die Geschichte in diesem Fall weitergeht. (Daher das Wort Niederlage in der Überschrift in Anführung…)

Dieser Beitrag wurde unter Achim Rollhäuser, Allgemein, Exarchia, Polizei, Polizeiminister Chrysoxoidis veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar