
Von Dimitris Angelides, efsyn 1.1.2022:
„Der Minister für Einwanderung und Asyl, Notis Mitarakis, bestätigte in seiner Silvesterbotschaft zum Abschied vom Jahr 2021 die große Diskrepanz zwischen den von der Küstenwache in der Ägäis im vergangenen Jahr und im Vorjahr geretteten Personen und den in Griechenland registrierten Ankünften.
Nach Angaben des Ministers kamen im vergangenen Jahr bis zum 21. Dezember 8.616 Flüchtlinge und Migranten in Griechenland an. Doch letzte Woche, nach den wiederholten Schiffbrüchen in Folegandros, Paros und Antikythera, erklärte Schifffahrtsminister Yannis Plakiotakis, dass die Küstenwache im Jahr 2021 (1) mehr als 29.000 Flüchtlinge und Migranten gerettet habe. Dies bedeutet, dass es eine Diskrepanz von mindestens 20.384 Personen gibt, die von der Küstenwache gerettet wurden, aber die griechischen Inseln nicht erreichten, nicht an die zuständige Erstaufnahmestelle übergeben wurden und nicht in den Ankunftslisten erfasst sind.
In Wirklichkeit ist die Zahl der geretteten Personen, die durch die Hände der Küstenwache verschwunden sind, höher. Von den von Herrn Mitarakis angeführten Ankünften wird etwa die Hälfte an der Landgrenze von Evros registriert. Die Zahl der Ankünfte auf den Inseln, auf denen die Küstenwache laut Protokoll die 29.000 geretteten Personen abliefern soll, beträgt nur die Hälfte. Nach etwas aktualisierten Zahlen, die UNHCR veröffentlicht hat, kamen bis zum 28. Dezember insgesamt 4 058 Personen auf den Inseln an. Das bedeutet, dass von den 29.000 von der Küstenwache geretteten Personen etwa 25.000 im vergangenen Jahr verschwunden sind (2).
Auch im Jahr 2020 wurde eine hohe Zahl geretteter und verschwundener Menschen beobachtet. Nach Angaben des Ministeriums für maritime Angelegenheiten, die letztes Jahr von fünf Organisationen in einem Brief an EU-Kommissarin Ilva Johansson veröffentlicht wurden, rettete die Küstenwache 27.334 Flüchtlinge und Migranten in der Ägäis (3).
Die Zahlen der Küstenwache weisen mehr als 18.000 Rückführungen aus, aber die Zahlen von Herrn Mitarakis zeigen nur 14.848 Ankünfte in ganz Griechenland, was bedeutet, dass mindestens 12.486 gerettete Menschen verschwunden sind. In Wirklichkeit beläuft sich die Zahl der Vermissten, die von der Küstenwache im Jahr 2020 erfasst werden, auf mehr als 18.000, da 9.687 Ankünfte auf den Inseln registriert werden.
So wurden nach Angaben der Küstenwache und des Ministeriums für Einwanderung und Asyl in den Jahren 2021 und 2020 mindestens 42 000 Flüchtlinge und Migranten von der Küstenwache gerettet, erreichten aber nie die griechischen Inseln und wurden nicht den zuständigen Behörden übergeben, wie es eigentlich hätte sein müssen.
Seltsamerweise scheinen diese Zahlen weder den Schifffahrtsminister Yannis Plakiotakis, den Migrationsminister Notis Mitarakis noch die Nationale Transparenzbehörde zu interessieren, die offenbar weiterhin in völliger Intransparenz den Vorwürfen illegaler Rückführungen durch griechische Behörden nachgeht, ganz im Gegensatz zu anderen Untersuchungen, die sie durchgeführt hat, wie z.B. die Untersuchung der Finanzen von Organisationen, die im Flüchtlingsbereich tätig sind, die in Pressemitteilungen und Presseerklärungen angekündigt wurden, als sie eingeleitet wurden.
Im Gegenteil, Herr Mitarakis hat in seiner Silvesterbotschaft einen feierlichen Ton angeschlagen. „Wir verabschieden uns aus dem Jahr 2021, dem Jahr mit den geringsten Migrationsströmen seit Beginn der Krise. Mit Planung, Entschlossenheit und harter Arbeit gewinnen wir die Kontrolle zurück. Und wir machen weiter!“, sagte er. Das Verschwinden von Zehntausenden von Flüchtlingen durch die Hände der griechischen Behörden zeigt vielmehr, dass der Minister nicht keine Kontrolle zurückgewonnen, sondern jegliche Kontrolle verloren hat.“
Anmerkungen
(1) [Anmerkung von G.B.]: Im Artikel steht „2020“, aber aus dem Zusammenhang und dem Artikel https://www.efsyn.gr/stiles/ypografoyn/325192_25000-diasothikan-sto-aigaio-kai-exafanistikan-sti-steria wird ersichtlich, dass es sich um einen Druckfehler handelt.
(2) Siehe https://www.efsyn.gr/stiles/ypografoyn/325192_25000-diasothikan-sto-aigaio-kai-exafanistikan-sti-steria
(3) Siehe https://www.efsyn.gr/ellada/dikaiomata/292451_ta-stoiheia-toy-limenikoy-apokalyptoyn-pano-apo-18000-epanaproothiseis
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