„Es tut weh“ – Massenproteste gegen Polizeigewalt in Griechenland

πoνάω = es tut weh. In Anlehnung an „I can`t breathe“

Interview mit Minas Konstantinou, mosaik-blog.at, 15.3.2021:
Das virale Video eines Polizeiübergriffs, Massenproteste und brutale Repression: Griechenland befindet sich seit einer Woche im Ausnahmezustand. Der Journalist Minas Konstantinou erklärt im Interview mit Lisa Mittendrein, wie sich die Wut über Polizeirepression in der Pandemie entlädt, warum der Slogan „Es tut weh” gerade in aller Munde ist und welche Rolle der Hungerstreik eines bekannten Gefangenen spielt.
Mosaik: Seit einer Woche gibt es in Griechenland große Proteste. Warum sind die Menschen auf der Straße?
Minas Konstantinou: Im ganzen Land protestieren Menschen unter dem Slogan „Es tut weh!“. Die Protestwelle begann nach einem Polizeiübergriff letzten Sonntag. In einem Park im Athener Stadtteil Nea Smyrni konfrontierte die Polizei eine Familie, schrie sie an und wollte sie wegen eines angeblichen Verstoßes gegen Corona-Regeln bestrafen. Einige junge Menschen verteidigten die Familie, die nichts Falsches getan hatte – wir dürfen zu dieser Tageszeit draußen sein. Die Polizei verprügelte dann einen jungen Mann mit einer illegalen Waffe. Das Video des Übergriffs ging viral, ebenso wie sein „Es tut weh“-Ruf. Die Wut über den Übergriff und die Reaktionen der Regierung, Polizei und Medien traten die Proteste los. (Achtung, Polizeigewalt: Hier ist das Video des Übergriffs zu sehen.)
Was kritisieren die Protestierenden an der Reaktion von Medien und Regierung?
Die rechte Regierung und die Medien behaupteten taglang, die Polizei wäre von 30 Leuten angegriffen worden. Aber die Videos des Vorfalls zeigen eindeutig, dass der Mann friedlich war und es keinen Angriff gab. Das hat viele Leute richtig wütend gemacht.
In den Tagen danach gab es im betroffenen Viertel Proteste und Unruhen von Leuten aus der Linken, Antifa und anderen, die die Polizei hassen. Aber es waren auch viele Menschen auf der Straße, die das erste oder zweite Mal in ihrem Leben protestierten. An einem Abend eskalierte die Situation zwischen der Polizei und einigen Fußballfans. Die Polizei fuhr mit Motorrädern in ihre Gruppe und warf Blendgranaten. Das waren recht harte Typen, sie schlugen zurück und ein Polizist wurde verletzt. Weil einem von ihnen etwas passiert war, besetzte die Polizei die athenische Vorstadt Nea Smyrni. Jugendliche wurden am Heimweg verprügelt und festgenommen, einer Frau wurde mit Vergewaltigung gedroht. Die Polizei verhielt sich wie eine Besatzungsarmee und nahm Rache.
Danach breiteten sich die Proteste im ganzen Land aus.“ weiterlesen

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