
Von Giorgos Christides und Steffen Lüdke, spiegel.de, 06.06.2020:
„Offiziell wollen die Behörden nun in den Lagern auf dem Festland Platz schaffen für Neuankömmlinge. Tatsächlich aber versucht die griechische Regierung, die Zahl der Migranten im Land drastisch zu reduzieren….“
„An einem warmen Sommermorgen sitzt Gohar etwas abseits der Container und Zelte, die nun schon seit Jahren ihr Zuhause sind. Die zwölfjährige Pakistanerin lebt in einem Camp für Asylbewerber im Norden Griechenlands. Gohar und ihre Familie haben sich durchgeschlagen, 5000 Kilometer, von Belutschistan bis Thessaloniki, sie haben die Behörden überzeugt und Asyl bekommen. Gohar und ihre Familie haben es geschafft. Eigentlich.
Doch in ein paar Tagen werden sie ihr Zuhause verlieren. Eine Woche hat Gohar, um sich zu verabschieden, um etwas Neues zu finden. „Wir haben keine Ahnung, wo wir hingehen sollen“, sagt sie. Ihre Eltern haben keinen Job und kaum Geld, um sich Essen zu kaufen. Wenn Gohar spricht, in fließendem Griechisch, wirkt sie seltsam erwachsen.
Gohar ist eine von mehr als 11.000 anerkannten Flüchtlingen, die in Griechenland nun vor der Obdachlosigkeit stehen. Die griechische Regierung hat damit begonnen, sie aus Lagern und Apartments zu werfen, die für Asylbewerber mit laufenden Verfahren eingerichtet wurden. Innerhalb weniger Tage müssen sie die Wohnungen oder die Lager verlassen.“ weiterlesen