
Von Carolina Torres, „bento – Das junge Magazin von der Spiegel“, 27.05.2020: „Schon Ende Februar, einen Tag nach dem ersten bestätigten Covid-19-Fall, wurde in Griechenland der Lockdown vorbereitet: Veranstaltungen wurden abgesagt, Ausgangssperren verhängt. Bisher zeigten die Maßnamen großen Erfolg. Zum Glück. Denn die Griechen wissen, dass ihr Gesundheitssystem einer Ausbreitung des Virus nicht standhalten würde.
Seit der Griechenlandkrise, die 2010 begann, wurde das Gesundheitsbudget drastisch gekürzt. Das System war damals so marode, dass sich parallel zum staatlichen Gesundheitssystem Apotheken und Kliniken gegründet haben, die komplett auf Spendenbasis und bis heute von freiwilligen Helferinnen und Helfern organisiert werden.
Sie versorgen diejenigen, die vom staatlichen Gesundheitssystem ausgeschlossen wurden, darunter vor allem Geflüchtete und Migrantinnen und Migranten, in der Hochzeit der Krise aber auch griechische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ohne Krankenversicherung.
Mirko Broll, 29, ist Soziologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München und forscht seit zwei Jahren zu dem solidarischen Gesundheitssystem in Griechenland. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie die Klinken genau funktionieren, wer die Menschen sind, die sie aufrechterhalten und welche Rolle ihnen in der Coronakrise noch zukommen könnte.“ weiterlesen