Die Absage der Hoffnung

Corona, Schuldenkrise, Rassismus, 2015 und Mitsotakis

Von Yannis Albanis, http://www.medico.de:
„Griechenland – Eine verlorene Generation?
Wie konnte es soweit kommen? Im Hass auf die Schwächsten verdichten sich die Jahre der Krise. Aber auch im Festhalten an Solidarität und Menschlichkeit.

In den letzten Tagen fällt mir oft ein Bild aus meiner Kindheit ein. Wir sind mit Freunden auf dem Land in Evia unterwegs und wir Kinder spielen Ball. Mein Vater spielt mit uns. Er trägt eine dunkle Bluse und lächelt breit. Es ist ein einfaches Bild des Glücks aus einer unbeschwerten Zeit – eine Szene, die zu einer Zeit zurückkehrt, in der die Epidemie Angst und Unsicherheit mit sich bringt. In ähnlichen Fällen hätten wir früher gesagt, dass das, was wir als stabil betrachten, zusammenbricht.
Doch in Wirklichkeit ist die soziale Stabilität in Griechenland seit 2010 zusammengebrochen. Die Wirtschaftskrise in Verbindung mit den drakonischen Sparmaßnahmen der Memoranden hat nicht nur zu einem beispiellosen Rückgang des Lebensstandards geführt – 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sind im Laufe der Jahre verloren gegangen. Ebenso wichtig war der Zusammenbruch zweier hegemonialer Überzeugungen in Europa: Erstens die Vorstellung, dass das Leben mehr oder weniger stabil sei, zweitens, dass die Dinge in Zukunft besser würden. Ich denke, dass dies eine enorme Veränderung einer Kultur ist, die eigentlich immer auf einen selbstverständlichen Anstieg des Lebensstandards orientiert war.

Verleugnung und Wiedergutmachung
Die aus der Syriza-Politik resultierende Absage der Hoffnung nach dem Referendum 2015 führte nicht nur zur Vervollständigung des neoliberalen Plans – genau so, wie ihn die Troika entworfen hatte. Sie hat auch bedeutende Veränderungen in der politischen Wahrnehmung eines Großteils der Gesellschaft bewirkt. Sie bekräftigte die Überzeugung, dass es kein alternatives Projekt mehr geben könnte. Sie hat noch mehr Menschen davon überzeugt, dass es keinen kollektiven Ausweg aus der Armut geben kann, sondern nur einzelne „Fluchtpläne“ – jeder muss alleine und gegen alle anderen durchkommen. Und sie hat den Hass auf andere intensiviert, insbesondere den Hass auf die Schwächsten. Dieser Hass ist Ausdruck einer gesellschaftlichen Faschisierung, ohne dass ihre Träger bewusst zur politischen Rechten gehören müssen.“ weiterlesen

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