Am Beispiel Distomo (1944) und die Verantwortung der deutschen Politik
Diskussion / Vortrag
Mit Sven Jacobs, AK Distomo
Dienstag, 22.09.2015 | 19:00 Uhr bis 21:30 Uhr
Café Buch-Oase, Kassel
Germaniastr. 14
34119 Kassel
Es ist paradox. Griechenland braucht Geld. Darüber wird viel geschrieben und geredet. Worüber weniger geredet wird: Griechenland hat Guthaben. Das Guthaben liegt in Deutschland und – als deutsches Staatseigentum im Ausland – in verschiedenen (europäischen) Ländern. Deutschland schuldet Griechenland seit ca. 70 Jahren eine Summe, die aktuell vom griechischen Parlament auf 278,7 Mrd. € beziffert worden ist. Es handelt sich zum einen um die Zahlungsverpflichtungen der auf der Pariser Reparationskonferenz von 1946 festgelegten Reparationen. Zum andern schuldet Deutschland Griechenland außerdem die Rückzahlung der sog. »Zwangsanleihe« von 1942.
Völlig unabhängig von Reparationen und Zwangsanleihe schuldet Deutschland Entschädigung für die während der Besatzung begangenen NS-Massaker, denen mindestens 30.000 Menschen zum Opfer gefallen sind.
Beim Massaker von Distomo, einer Ortschaft in Mittelgriechenland, töteten am 10. Juni 1944 Angehörige eines Regimentes der 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division im Zuge einer sogenannten »Vergeltungsaktion« 218 der – an Partisanenkämpfen unbeteiligten – ca. 1800 Dorfbewohner der Ortschaft und brannten das Dorf nieder. Opfer waren vor allem alte Menschen und Frauen sowie 34 Kinder und vier Säuglinge.
Die Überlebenden und Angehörigen des griechischen Dorfes Distomo, das in jährlichen Zeremonien bis heute der 218 Opfer des NS-Massakers vom 10.Juni 1944 gedenkt, klagten in Griechenland 1995 eine Entschädigungssumme von 28 Millionen Euro ein.
An diesem Abend soll über die deutsche Besatzungspolitik in Griechenland, den Stand der Rechtssache und die gegenwärtigen Aktivitäten informiert werden.
Der AK-Disotomo unterstützt seit 2001 aktiv und politisch die Entschädigungsforderungen der NS-Überlebenden aus Distomo/Griechenland.
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