
Von Isabel Armbrust
Am 6. und 7.11. trafen sich in in Athen Vertreter aus 23 europäischen Staaten und den USA zur 6. Konferenz der „Partnerschaft für transatlantische Energiekooperation“, P-TEC. Es ging um die Neuausrichtung der europäischen Gasversorgung, weg von Russland, und um Geopolitik. Donald Trumps globale Energiestrategie weist Griechenland dabei eine wichtige Rolle zu: Athen soll künftig per Schiff angelandetes amerikanisches Flüssiggas in die Pipelines nach Süd- und Osteuropa einspeisen und damit zur Gasdrehscheibe Europas werden.
Am Rande der Konferenz hat Athen zudem mit Exxon Mobil sowie dem Konsortium HelleniQ Energy-Energean einen Vertrag zur Erkundung und Förderung von Erdgas aus griechischen Offshore-Gebieten unterzeichnet.
Mitsotakis, der gerne Griechenlands Fortschritte beim Ausbau der Erneuerbaren präsentiert und der die für die Weltklimakonferenz in Belém feinjustierten europäischen CO2-Reduktionsziele (90 Prozent Reduktion bis 2040 gegenüber 1990) mitträgt, sprach von einem „neuen Kapitel in der Energiegeschichte Griechenlands”. Ein Signal an die US-Regierung, dass man nun eher deren fossile Prioritäten unterstützt?
Das vermutet jedenfalls Antonis Telopoulos in seinem aktuellen Beitrag auf efsyn (s.u.).
Von Antonis Telopoulos, efsyn 8.11.2025:
Trumps Energie-„Doktrin“ und Athen
…Präsident Trumps energiestrategisches Modell führt über Athen. Dies könnte durchaus der Titel sein, der die Ergebnisse der entscheidenden Konferenz zur transatlantischen Energiekooperation zusammenfasst, die letzte Woche im Zappeion-Palast stattfand.
Am Rande der Konferenz wurden zwei wichtige Abkommen unterzeichnet: eines zur Förderung von Kohlenwasserstoffen im Ionischen Meer mit dem amerikanischen Konzern Exxon Mobil als Hauptakteur und ein weiteres zur Lieferung und zum Transport von amerikanischem Flüssigerdgas (LNG) nach Osteuropa. Diese beiden Abkommen bieten auch geopolitische Einblicke, da sie Athens rasche Anpassung an die neue, von Präsident Trumps Energiepolitik geprägte geopolitische Landschaft verdeutlichen.
Der US-Präsident selbst hat gezeigt, wie sehr er traditionelle politische Methoden ablehnt und stattdessen einen Rahmen wählt, der besser zu seinem eigenen Stil passt.
In dieser neuen Realität versucht Athen, sich an die Entwicklungen im diplomatischen Bereich anzupassen.
Das Trump-Modell versteht Außenpolitik als eine Reihe von Geschäftsabschlüssen und geht damit über die traditionelle Form der Diplomatie hinaus.
Im Zentrum dieser Politik steht Energie, die sich langsam zu einem Instrument geopolitischen Einflusses entwickelt.
Es ist kein Zufall, dass die jüngsten Entwicklungen im östlichen Mittelmeerraum vom Nationalen Energiesouveränitätsrat dirigiert werden, einer neuen Struktur, die eine lenkende Rolle auf der geopolitischen Bühne übernommen hat und im Wesentlichen das US-Außenministerium ersetzt.
Diese Struktur, unter der Leitung von Doug Bergham, der für die Energiepolitik zuständig ist, fördert international die Doktrin „Drill, Baby, Drill“, die eine verstärkte Erdöl- und Erdgasförderung begünstigt.
Es ist bemerkenswert, dass sich dieser Rat mittlerweile zu einem wichtigen außenpolitischen Gremium entwickelt hat, das die amerikanischen fossilen Initiativen weltweit beschleunigt.
Derzeit weichen die traditionellen diplomatischen Initiativen des US-Außenministeriums im östlichen Mittelmeerraum der Dynamik des neuen Energierats.
In diesem neuen Kontext spielen die engen Mitarbeiter und Verwandten von Präsident Trump sowie die großen amerikanischen Energiekonzerne eine dominierende Rolle. Sie sind nun auf dem Schachbrett von Einfluss und Wirtschaftsmacht führend.
Für Athen führt die weitere Stärkung seiner geopolitischen Position über das Weiße Haus, und die enge Verbindung zu Trumps neuer Energiedoktrin könnte sich für die griechische Diplomatie als strategisch wertvoll erweisen.
Am Rande der Konferenz über die transatlantische Energiekooperation geschlossen, hat das Abkommen zwischen Exxon Mobil und dem Konsortium HelleniQ Energy-Energean neben wirtschaftlichen Vorteilen und der Stärkung der Energieunabhängigkeit auch eine klare geopolitische Dimension.
Der Beginn der Bohrungen in griechischen Gewässern nach 40 Jahren sendet ein Signal an die US-Regierung, dass Athen die amerikanische Initiative zur intensiven Kohlenwasserstoffgewinnung, eine Priorität der Trump-Administration, nachdrücklich unterstützt.
Gleichzeitig bereiten die beiden Länder die nächste Runde des strategischen Dialogs vor, wobei der Fokus über die Verteidigungskooperation hinaus auf Energiekapital gerichtet wird.
Die aktive Beteiligung neuer großer amerikanischer Unternehmen, wie beispielsweise Exxon im Anschluss an Chevron, das an den Vorkommen südlich von Kreta interessiert ist, kennzeichnet eine neue Ära in den griechisch-amerikanischen Beziehungen, in deren Mittelpunkt die Wirtschaftsdiplomatie steht.
Der zweite Tag in Zappeion war ebenfalls ein Indiz für die amerikanischen Absichten, den Alten Kontinent vollständig von russischen Energieressourcen unabhängig zu machen.
Griechenland hat sich zu einem Drehkreuz in den US-Plänen zur Steigerung der Flüssigerdgaslieferungen nach Europa entwickelt, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern.
Die Strategie, Erdgas über die Stationen Revithoussa und Alexandroupolis zu leiten, macht Griechenland zu einem Tor nach Mittel- und Osteuropa, zum Balkan und insbesondere zur Ukraine und schließt die Lücke, die durch den Wegfall russischen Erdgases entsteht. Dies belegt auch das gestern in Anwesenheit hochrangiger amerikanischer Energievertreter unterzeichnete Abkommen zwischen Atlantic-See LNG Trade (AKTOR-DEPA) über die Lieferung von amerikanischem LNG.
Die Atlantic-See LNG Trade SA, an der die AKTOR Group über ihre Tochtergesellschaft Aktor Energy Sole Proprietorship SA mit einem Anteil von 60 % und DEPA Trading mit einem Anteil von 40 % beteiligt ist, hat heute morgen einen langfristigen Kaufvertrag mit dem amerikanischen Unternehmen Venture Global Inc. über die Lieferung signifikanter Mengen an verflüssigtem Erdgas (LNG) aus den Vereinigten Staaten unterzeichnet.
Gleichzeitig unterzeichnete das griechische Unternehmen Absichtserklärungen mit staatlichen Stellen in Rumänien und der Ukraine über den Verkauf bedeutender Mengen an LNG an diese Länder. Dies markiert den nächsten Schritt in seiner Strategie für den Vertrieb von LNG aus Griechenland nach Mittel- und Osteuropa.
Darüber hinaus traf sich der US-Innenminister am Rande der Konferenz mit griechischen Reedern, die amerikanisches LNG transportieren. Es wird erwartet, dass in Kürze Ankündigungen über neue Kooperationen im Bereich des Handels und Transports von amerikanischem LNG erfolgen werden.

