Kein Wasser in Sicht

Von Isabel Armbrust
Die Dürrekrise in Griechenland eskaliert und die natürlichen Ressourcen sowie die öffentliche Infrastruktur geraten zunehmend unter Druck. Griechenland hat bereits ein gefährliches Wasserdefizit, wie Athenslive Wire im Newsletter 314 vom 27.Juli zeigt (s.u.). Doch die Politik hat offensichtlich nichts anzubieten, was diesen immensen Herausforderungen gerecht wird. Es besteht sogar die Gefahr einer Beteiligung der Privatwirtschaft am Wassermanagement, so Athenslive Wire. Wasser-Experten schlagen dagegen nachhaltigere Ansätze vor.

AthensLiveWireNewsletter 314, 27. Juli 2025:
„…Eine vorhergesagte Krise
Einem großen Teil der griechischen Bevölkerung droht in den nächsten drei Jahren eine ernste Wasserknappheit, wenn nicht dringende Investitionen getätigt und Maßnahmen zur Erschließung alternativer Wasserquellen und zur Verbesserung des Wassermanagements ergriffen werden.
Es ist kein Geheimnis: Härtere klimatische Bedingungen, die sich in anhaltenden Dürreperioden, Hitzewellen und geringen Niederschlägen zeigen, belasten die Wasservorräte, insbesondere in den Sommermonaten, wenn der Tourismus die Nachfrage erhöht. Obwohl in Athen und Thessaloniki noch keine Knappheit herrscht, prüfen die Behörden Maßnahmen zur Stabilisierung der Reserven und zur Gewährleistung der langfristigen Nachhaltigkeit.

In ländlichen Gebieten ist der übermäßige und oft unkontrollierte Einsatz von Bewässerungsanlagen ein großes Problem. Laut einer Studie der Nationalen Technischen Universität Athen hat sich die griechische Landwirtschaft nicht an moderne Effizienzstandards angepasst. Für die Bewässerung werden rund 85 % des Wassers verbraucht, während die Haushalte 13% und die Industrie 2 % konsumieren. Effizientere Bewässerungssysteme und klimaangepasste Kulturen könnten diese Überbeanspruchung deutlich verringern.

Besonders gefährdet sind die Inselregionen, wo der Wasserbedarf im Sommer manchmal auf das 30-fache des Jahresdurchschnitts ansteigt. Die begrenzten Grundwasservorkommen werden häufig übernutzt, was zu einem Eindringen von Meerwasser und einer Verschlechterung der Wasserqualität führt. Die empfindlichen Inselböden tragen ebenfalls zum Wasserverlust durch Erosion und Sedimentation in den Reservoirs bei.
Das Problem auf den Inseln wird durch die enormen Wassermengen, die für die zahlreichen Pools und die Bewässerung des Rasens in den Luxusresorts abgezweigt werden, nur noch verschärft. Ein privater Pool benötigt im Durchschnitt 150 Kubikmeter pro Jahr und auf Paros gibt es mehr als 1.200 davon, das zeigt die Dimensionen. Das winzige Antiparos verfügt sogar über 1.629 Pools und konkurriert mit den größeren Inseln Ios, Sifnos und Serifos.

Regierung stellt unklaren Fahrplan zur Bewältigung der Dürre vor
Nach drei Jahren Dürre und immer häufigeren Hitzewellen verspricht die griechische Regierung nun einen mehrstufigen Reaktionsplan, so das Portal Insider (https://www.insider.gr/politiki/373970/leipsydria-poso-kindyneyei-i-ellada-ta-metra-poy-lambanei-i-kybernisi).
Wissenschaftliche Daten, die kürzlich auf einer Tagung vorgestellt wurden, zeigten, dass Niederschläge und Schneefälle insbesondere auf Kreta, den Kykladen und in Zentralgriechenland stetig abnehmen, während der Wasserverbrauch im Sommer stark ansteigt.

Dem Bericht zufolge liegt Griechenland jetzt weltweit auf Platz 19, was das extreme Wasserrisiko angeht. Ohne sofortige Maßnahmen könnte das nationale Wasserdefizit bis 2030 -23 % und bis 2037 -45 % erreichen. Die Wasserstände in den Reservoirs, insbesondere in Attika, sind seit 2022 um über 50 % zurückgegangen.
Am 23. Juli betonte Premierminister Kyriakos Mitsotakis im Anschluss an eine Kabinettssitzung die Notwendigkeit dringender Reformen und einer nationalen Wassermanagement-Strategie. Die Einzelheiten stehen noch nicht fest, aber die fünf Hauptpfeiler des Plans sind folgende:

Wasser ist und bleibt ein öffentliches Gut, wie in der Verfassung garantiert und durch Entscheidungen des Staatsrats festgelegt.

Finanziell nachhaltige Wasserversorgungs-, Bewässerungs- und Abwasserentsorgungsunternehmen, die für alle Nutzungsarten akzeptable Kosten gewährleisten.

Ganzheitliche Planung und zentralisierte Verwaltung aller notwendigen großen und kleinen wasserbezogenen Projekte.

Sofortmaßnahmen in den nächsten sechs Monaten, kombiniert mit einer Informations- und Sensibilisierungskampagne für die Öffentlichkeit.

Neue Technologien und alternative Wassergewinnungsmethoden, wie Entsalzung, Recycling und Wiederverwendung.
Der Premierminister betonte, dass Wasser ein öffentliches Gut sei und dies auch in Zukunft bleiben werde. In den Berichten wurde jedoch darauf hingewiesen, dass die fünf vorgestellten Säulen Raum für die Beteiligung privater Akteure an der Wasserbewirtschaftung und für mögliche Preiserhöhungen lassen, „um akzeptable Kosten zu erreichen“.

Wie soll es weitergehen?
Nach Angaben des EYDAP (Wasserversorger der Hauptstadtregion) enthielten die Stauseen von Attika am 25. Juli 2025 insgesamt 515.358.000 Kubikmeter Wasser. Am gleichen Tag im Jahr 2024 waren es 755.722.000 Kubikmeter, und nur drei Jahre zuvor, am 25. Juli 2022, enthielten die Stauseen 1.214.808.000 Kubikmeter – mehr als doppelt so viel wie heute.

Laut Fotis Maris, Rektor der Demokrit-Universität Thrakien und Professor für Berg-Wasser-Management, erlebt Attika ein historisches Niederschlagsdefizit, da die Niederschläge im Winter stärker zurückgegangen sind als im Frühjahr oder Herbst. Gleichzeitig ist der Wasserverbrauch in Attika gestiegen, da die Region zu einem ganzjährigen Touristenziel geworden ist. „Touristen verbrauchen dreimal so viel Wasser pro Tag wie ständige Einwohner. Dies führt zu einer sehr angespannten Situation, da keine Ressourcen verfügbar sind.
In einem Artikel dieser Woche schlug Demetris Zarris, ein Hydrologe und Berater für Wasserwirtschaft, vor, das vorherrschende Entwicklungsmodell, „das Wasser als kommerzielle Ware behandelt und darauf abzielt, den ‚Umsatz‘ zu steigern, dringend zu ersetzen.“ Es sei ein neuer Ansatz erforderlich, der „Wasser als endliche natürliche Ressource anerkennt, der einer lokalen Beschaffung Vorrang einräumt und die Umweltzerstörung sowie die Ausbeutung lokaler Gemeinschaften, deren Ressourcen zur Deckung des Bedarfs von Attika abgezweigt werden, verringert“.

In der Tat scheinen die Planungen der Regierung auf den Kostenfaktor ausgerichtet zu sein. Erstens sollen die peripheren Wassernetze in das EYDAP (Wasserversorger der Hauptstadtregion) und das EYATH (Wasserversorger der Region Thessaloniki) integriert werden, wobei das Problem durch die Brille der Logistik betrachtet wird.
Im April erklärte der Vorstandsvorsitzende des EYDAP, Harris Sachinins, dass das EYDAP erschwingliches Wasser bereitstellen wolle, führte aber auch Ergebnisse einer Umfrage an (ohne detaillierte Statistiken zu nennen), derzufolge ein erheblicher Teil der Verbraucher bereit sei, angesichts der Klimakrise und der Wasserknappheit mehr zu zahlen. Gleichzeitig legte er Daten vor, die zeigen, dass Griechenland im Vergleich zu vielen anderen Ländern die niedrigsten Wasserkosten hat.

Der prognostizierte Kostenanstieg ist auf ein großes, 2,1 Milliarden Euro schweres Infrastrukturprojekt zurückzuführen, das darauf abzielt, Attika mit Wasser aus den Bergen Nordgriechenlands zu versorgen, und zwar über ein umfangreiches und kostspieliges Netz von Rohrleitungen und Personal, so der EYDAP-Mann Sachinis.

„Wird sich Athen also bis nach Prousos in Evritania erstrecken? Ist das eine nachhaltige Zukunft? Natürlich nicht“, findet dagegen der Hydrologe Demetris Zarris.
Stattdessen schlug er fünf wichtige Wasserbewirtschaftungsstrategien für die Region Athen vor, darunter die Erschließung neuer Wasserquellen in der Nähe von Athen, die Verringerung der Wasserverluste in den Versorgungsnetzen, die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser für die Bewässerung öffentlicher Grünflächen und für industrielle Anwendungen (dieses Wasser wird derzeit in den Saronischen Golf eingeleitet), die Schaffung von städtischen Hochwasserrückhaltesystemen (Regengärten, Versickerungsbecken, temporäre Abflussspeichersysteme) und schließlich finanzielle Anreize für die Wasserspeicherung in Gebäuden, wie z. B. unterirdische Tanks oder Änderungen in der Landschaftsgestaltung – z. B. das Ersetzen wasserintensiver Rasenflächen durch einheimische, dürreresistente Pflanzen, die nur minimale Bewässerung benötigen.

Während die griechische Regierung große Versprechungen für pharaonische Projekte und Notmaßnahmen macht, scheint es dem Land an den Grundlagen zu fehlen:
„Die grundlegende und transformative Reform im Bereich der Wasserressourcen besteht darin, dass wir anfangen zu messen, wie viel Wasser wir tatsächlich haben“, so Zarris in einem anderen Beitrag. Er fügte hinzu, dass seit der Umwandlung der Public Power Corporation (DEI) von einem öffentlichen Versorgungsunternehmen in ein privates Unternehmen und dem Zusammenbruch der Abteilung für die Erhebung und Untersuchung hydrologischer Daten die Messungen des Flussdurchflusses praktisch eingestellt worden seien. „Sogar die Niederschlagsmessungen finden nicht mehr organisiert statt, trotz des dichten Netzes der Nationalen Beobachtungsstelle von Athen (NOA), das erst seit wenigen Jahren in Betrieb ist und nicht mit den Stationen anderer Stellen, die ihren Betrieb eingestellt haben, integriert ist.

Dr. Zarris kam zu dem Schluss, dass „wir leider von Leuten regiert werden, die sowohl uninformiert als auch angesichts der Dürre gefährlich inkompetent sind.“

Es ist erwähnenswert, dass dies dieselben Leute sind, die, anstatt der unkontrollierten Ausbreitung privater Pools auf den Inseln Einhalt zu gebieten, vorgeschlagen haben, einen Plan zu prüfen, um sie mit Meerwasser zu füllen.“

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