
Es finden viele Veranstaltungen zum zweiten Jahrestag in Griechenland statt.
Hier der Aufruf zur Demonstration anlässlich des 2. Jahrestages des staatlichen Verbrechens von Pylos am Freitag, den 13.06.25 um 19 Uhr auf dem Omoniaplatz in Athen:
„DER MASSENMORD BEI PYLOS DURCH DEN STAAT UND DIE EU WIRD NICHT VERGESSEN WERDEN – GERECHTIGKEIT FÜR DIE OPFER UND ÜBERLEBENDEN! KEINE WEITEREN PUSBACKS!
Pylos! Tempi! Palästina! Vor zwei Jahren ermordete die griechische Küstenwache über 600 Menschen bei Pylos, als Fortsetzung der allgemeinen mörderischen Anti-Migrationspolitik des griechischen Staates, unterstützt von der EU. 2023 war auch das Jahr, in dem die staatliche Korruption in Tempi 57 Menschen tötete, und das Jahr, in dem Israel mit Unterstützung des griechischen Staates den Völkermord in Palästina nach Jahrzehnten der Besatzung und Apartheid begann.
Im Morgengrauen des 14. Juni 2023 kamen mehr als 600 Migrant*innen ums Leben, als ihr Boot Adriana kenterte, kurz nachdem die Küstenwache versucht hatte, sie in Richtung Italien abzudrängen anstatt sie aus der Gefahr zu retten, in der sie sich bereits befanden. Die Mitglieder der Küstenwache weigerten sich zunächst zu retten, schleppten dann das Fischerboot ab, wodurch das Kentern verursacht wurde, und leiteten selbst nach dem Kentern und während die Menschen ertranken, erst sehr spät eine Rettungsaktion ein. Trotz der großen Aufmerksamkeit, die das Ereignis in der Gesellschaft und in den (meist internationalen) Medien aufgrund der großen Zahl der Ertrunkenen fand, widerfuhr den Opfern dieses schrecklichen, rassistischen staatlichen Verbrechens keine Gerechtigkeit.
Im Gegenteil, der griechische Staat und die Regierung, die bereits [bei dem Zug-„Unglück“] in Tempi unternommen hatten, das Staatsverbrechen zu vertuschen, versuchten dies auch hier, indem sie die Verantwortung der Ministerien und der Küstenwache leugneten. Neun ägyptische Überlebende wurden zunächst zu Sündenböcken für das Verbrechen gemacht und wegen „Schleuserei“, Verursachung eines Schiffbruchs und Gründung einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Sie wurden fast ein Jahr lang in U-Haft gehalten, bevor sie bei ihrem Prozess in Kalamata freigesprochen wurden. Auch danach wurden die 9 aus Pylos nicht direkt freigelassen, sondern für einige Zeit in einem Internierungslager untergebracht. Gleichzeitig hat die Mehrzahl der Überlebenden die Küstenwache vor über einem Jahr formell wegen des Untergangs der Adriana angezeigt, aber erst jetzt, nach all dieser Zeit, beginnen ihre Verhöre in dem Verfahren, in dem 17 Angehörige der Küstenwache wegen Verbrechens angeklagt werden.
Obwohl den meisten Überlebenden inzwischen Asyl gewährt wurde, leben sie weiterhin in Lagern wie Malakassa unter schlimmen Bedingungen, ohne materielle, moralische oder psychologische Unterstützung; mit den derzeitigen Rauswürfen aus den Lagern derjenigen, denen Asyl gewährt wurde, werden sie sich bald obdachlos auf den Straßen Athens wiederfinden. Die Gewalt gegen die Überlebenden hält also auch zwei Jahre später noch an, während sie weiterhin für Gerechtigkeit und ihre Rechte kämpfen.
Trotz der öffentlichen Empörung über die mehr als 600 Todesopfer bleiben Verweigerung von Seenotrettung und mörderische Pushbacks an den See- und Landgrenzen zu Griechenland/EU die Strategie von griechischen Behörden und Frontex. Auch nach dem staatlichen Verbrechen von Pylos kam es an den griechischen Seegrenzen zu mehreren tödlichen Schiffbrüchen, von denen einige direkt durch gewaltsame Zurückdrängung oder Verfolgung durch die Küstenwache verursacht wurden: In diesem Jahr wurden mindestens 18 Menschen in der Ägäis ermordet, während im Jahr 2024 mindestens 171 Menschen in griechischen Gewässern starben. In einem Umfeld von zunehmendem Faschismus und Normalisierung rassistischer Gewalt müssen wir gemeinsam mit Migrant*innen gegen das tödliche Grenzregime kämpfen! Wir müssen an der Seite der Opfer und ihrer Familien sowie der Überlebenden des staatlichen Mordes in Pylos stehen und Gerechtigkeit fordern!
Im Jahr 2025 reagierte die Regierung, nachdem sie die Wucht des gesellschaftlichen Zorns wegen Tempi im Februar zu spüren bekommen hatte, mit Attacken auf alle, die die offiziellen Darstellungen in Zweifel ziehen.
Wir rufen auf zu einer Demonstration am Freitag, 13.6.2025, um das Andenken an diejenigen zu ehren, die in Pylos und bei jedem der Pushbacks ihr Leben verloren haben, und um kollektiv gegen die staatlichen Verbrecher auf die Straße zu gehen. Gleichzeitig rufen wir zu einem gemeinsamen Kampf all derer auf, die von den staatlichen Angriffen betroffen sind, von den Studierenden an den Universitäten, die für Freiräume und Organisationsfreiheit kämpfen, bis zu den Arbeiterinnen, die für Bedingungen kämpfen, die über das bloße Überleben hinausgehen. Der Massenmord in Pylos war entsetzlich, aber er war kein Einzelfall. Er war nicht isoliert von der Praxis der Pushbacks, aber er geschah auch nicht isoliert von der alltäglichen staatlichen Mord- und Vertuschungspolitik.
Wir müssen dafür sorgen, dass die staatliche Vertuschung nicht durchgeht und dass Pylos nicht vergessen wird!
Gerechtigkeit für Pylos, Tempi und jeden staatlichen Mord. Wir vergessen nicht – wir verzeihen nicht!Stoppt die Pushbacks, den Terror der Verfolgung und Ermordung von Menschen an den Grenzen!Sofortiger Zugang zu Aufenthaltspapieren, angemessenem Wohnraum, medizinischer Versorgung und Bildung für alle!
Bewegungsfreiheit für alle!
Stoppt die Völkermorde!“
(https://kinimatorama.net/event/178457)
[Übersetzung: Achim Rollhäuser. Der eigentliche Jahrestag ist der 14.06., weil aber in Athen die Athens Pride Demonstration stattfindet, wird hier die Pylos Demo schon am 13.06. durchgeführt.]
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Plakat für die entsprechende Demo in Thessaloniki am 14.06. (gleichzeitig auch für Athen):

KEERFA, eine linksradikale antifaschistische antirassisische Bewegung ruft in Athen eine Woche später, am 21.06., zu einer Demo auf:

Weitere Veranstaltungen
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Ampelokipoi-Gyzi
Donnerstag, 5.6., Mehrzweckzentrum der Stadt Athen, Panormos, 19 Uhr
Diskussion und Vorführung des Dokumentarfilms „Die Tauben von Lahore“
Beiträge: Th. Sideris, Journalist und Filmemacher, D. Zotos, Anwalt der Opfer des Schiffsunglücks von Pylos, N. Psaraki, Journalist, Presseprojekt, O. Ilias, KEERFA, D. Papastamopoulos, Akademiker, Solidarität für alle
Thessaloniki
Mittwoch 11.6. Philosophie Gräser Aristoteles Universität Thessaloniki 19 Uhr
Reden: G. Tsiakalos, emeritierter Professor für Pädagogik an der Aristoteles-Universität Thessaloniki, A. Lykeses, Journalist, B. Kouroundis, außerordentlicher Professor für Recht an der Demokrit-Universität Thessaloniki, Dimitra Komnianou, KEERFA von Thessaloniki. Grüße: Yahhya Asker, Palästinensische Gemeinde von Thessaloniki. C.Zaganidis, Vorstand von ELME in Thessaloniki, G.Kreasidis, Mitglied des Vorstands von ELME in Thessaloniki, G.Koutras, Mitglied des Vorstands von ENITH & Association of Hippokrates
Präfektur Heraklion
Freitag, 13.6., ISAP Theater, 19 Uhr
Konzert: Wandermusiker und Nasmi, Strange, Emperoar, 70ARAT Full Band Escapees, Zarquon
Grußworte: D. Linardaki, Anwalt der Opfer des Schiffsunglücks von Pylos, D. Polychroniadis, Präsident des Verbandes der Grundschullehrer von Maroussi, V. Hadjiha-ralambous, Verband der Familien der Opfer von Tempe, Imran Kamran, Bruder des ermordeten Mohammed Kamran, Georgina Pratti, Initiative „Zackie Ohs Mörder im Gefängnis“, K. Sinanidis, Kapitän des Rettungsteams, A. Michaelides KEERFA Nördliche Vororte, Vertreter der palästinensischen Gemeinde, Vertreter von kommunalen Gruppen und lokalen Körperschaften
Petralona
Freitag, 13.6., Mercouri-Platz, 19 Uhr
Reden: I. Kurtovik, Anwalt der Opfer des Schiffsunglücks von Pylos, K. Kakourou, Präsident der Fünften ELME von Athen, M. Hydraios, Solidarität für alle, R. Milionis, Präsident der Arbeitervereinigung der Stadtverwaltung von Kallithea, G. Sifakakis, Allianz Stoppt den Krieg – Solidarität in Palästina. Musikalisches Lied für Pylos von Tito Baden
Kypseli-Patisia
Sonntag, 15.6., Theater Fokionos Negri, 19 Uhr
Reden: K. Papadakis, Rechtsanwalt, L. Papayannakis, Präsident der ELEDA, R. Axelos, Schauspieler, Solidarität für alle, F. Politis, KEERFA. Beiträge: Kapi, Griechisches Forum der Migranten, K. Tsikoudakis, Student der Politikwissenschaft, Universität Athen. Mitorganisiert von KEERFA – Solidarität für alle, Gemeinschaft Kamerun. Das Hellenische Forum nimmt teil
Piräus
Sonntag, 15.6., Korai-Platz, 19 Uhr
Reden: E. Kouniaki, Anwalt der Opfer des Schiffsunglücks von Pylos, Th. Diavolakis, Vorstand der OIELE, Antarsia im Hafen, P. Psalidakis, Lehrer, Solidarität für alle. Es sprechen: Vassilis Manolakos, Vorstand von ENEDEP, G. Gogos, Präsident von OMYLE, G. Livadaros, Präsident des Arbeitervereins der Gemeinde Keratsini, K. Thoidou, Gemeinderat von Nikaia-Renti. Moderiert von Th. Sideris, Direktor, ERT. Mitorganisiert von KEERFA, Solidarität für alle, Antarsien im Hafen
Ilioupoli
Sonntag, 15.6., Fleming Square, 19 Uhr
Beiträge: E. Spathana, Anwalt der Opfer des Schiffsunglücks von Pylos, RSA, N. Markopoulos, Elternkollektiv der 3. Grundschule, A. Pouloutidou, SEPE Thukydides
Peristeri
Montag, 16.6., Rathausplatz, 19 Uhr
Reden: E. Dousi, Anwalt der Opfer des Schiffsunglücks von Pylos, E. Argyraki, Lehrer, B‘ ELME von West-Attika, Eleni Vafiadou, Gemeinderätin der Linken Bewegung von Peristeri, K. Polydoros, Vorstand der Tsamouris Association SA, D. Treylopoulos, Erzieher-Solidarität für alle
Pagrati
Beiträge: M. Papamina, Anwalt der Opfer des Schiffsunglücks von Pylos, GCR, D. Vagianos, Dr. Pol. Panteio, P. Constantinou, KEERFA, K. Tsaltampasi, SEPE Rosa Imvrioti, Andreas Zannias, B ELME aus Athen, L. Bolaris, Historiker
Ilion
Mittwoch, 18.6., Central Square, 19 Uhr
Reden: V. Papadopoulos, Anwalt der Opfer des Schiffsunglücks von Pylos, M. Boussounis, Stadtrat von Petroupolis, N. Paligeorgou, Lehrer der Dritten ELME West. Athen, K. Patrikiou, Vorsitzender der Gewerkschaft der Krankenhausangestellten von Agios Savvas

