
Von Patrick Freiwah, Frankfurter Rundschau 02.12.2023:
„Angesichts der Überheblichkeit deutscher Regierungsminister gegenüber früheren Sorgenkindern der Europäischen Union erzeugt der finanzielle Absturz der Bundesrepublik vom einstigen Musterschüler zum Problemkind für reichlich Spott. Unvergessen sind die Belehrungen, mit denen hiesige Politiker Ländern wie Griechenland, Italien oder Spanien begegneten, wenn es um die Sanierung eines kriselnden Staatshaushaltes geht.

Der frühere griechische Energieminister Panagiotis Lafazanis ließ es sich gegenüber Bild nicht nehmen, der Berliner Ampelkoalition Ratschläge zu erteilen – so wie es einst Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in Zeiten der griechischen Schuldenkrise machte. Neben der Einführung einer „Notsteuer“ ist darin auch vom Verkauf deutscher Inseln die Rede. Um ähnliche Vorschläge war schließlich die damalige Regierungskoalition nicht verlegen, als Griechenland mit der Euro-Krise zu kämpfen hatte.
Auch die Troika von internationalen Aufsehern, welche Krisenländer der Staatengemeinschaft damals unter ihre Fittiche nahmen, haben sich in Südeuropa ins Gedächtnis gebrannt – nun folgt politisch sowie medial ein Bumerang-Effekt: Lafazanis schlägt nun ebenfalls eine Troika vor, um die deutschen Finanzen im Zuge der Haushaltssperre wieder in den Griff zu bekommen.“

